Berliner Gesellschaft für
Anthropologie, Ethnologie und Urgeschichte

Portrait von Rudolf Virchow von Hanns Fechner (1891)

Vorträge
der Berliner Gesellschaft für Anthropologie, Ethnologie und Urgeschichte

Veranstaltungsort: Institut für Prähistorische Archäologie der FU Berlin (Holzlaube), i.d.R. Raum 0.2051 oder 0.2052 (EG neben dem Aufzug), Fabeckstraße 23–25, 14195 Berlin.

Die Treffen finden traditionell i.d. Regel montags statt.

2024-05-06

Gesa Grimme (Koordinierungsstelle für wissenschaftliche Universitätssammlungen in Deutschland Humboldt Universität zu Berlin)

Mehr als historische Details: Provenienzforschung als Vorbereitung zur Heimkehr

Mitte April 2023 gaben die BGAEU und die Stiftung Preußischer Kulturbesitz menschliche Überreste (iwi kūpuna) und Grabbeigaben (moepū) aus der Sammlung Eduard Arnings nach Hawai‘i zurück. Ein knappes Jahr zuvor, am 8. Februar 2022, hatte bereits das Übersee-Museum Bremen in einer feierlichen Zeremonie acht Verstorbene aus Hawaiʻi an das Office of Hawaiian Affairs (OHA), vertreten durch die Organisation Hui Iwi Kuamo'o, zurückgegeben. In beide Vorgänge war ich als Provenienzforscherin involviert und jeweils für die historischen Recherchen zur Herkunft der iwi kūpuna und ihrer unfreiwilligen Überführung nach Bremen bzw. Berlin zuständig. Anhand der Rückgaben in Bremen und Berlin, aber auch von gemeinsamen Projektpräsentationen, möchte ich in meinem Vortrag verdeutlichen, dass die Durchführung von Provenienzforschung mehr umfasst als das Zusammentragen und Auswerten von historischen Dokumenten, die Kontextualisierung von Erwerbsumständen und die Aufdeckung von Besitzketten. Die Auseinandersetzung mit der ihr zugrundeliegenden Frage, wie aus Menschen und ihrem Eigentum anthropologische und ethnografische Museumsobjekte wurden, eröffnet zugleich Möglichkeiten, diese wieder in ihre kulturellen und genealogischen Zusammenhänge einzubetten. Wie sich einer solchen (Wieder-)Einbettung angenähert werden kann, werde ich anhand von Bespielen aus meiner Arbeit in den Sammlungen des Übersee-Museums Bremen, der BGAEU und des Ethnologischen Museums Berlin aufzeigen.

18 Uhr c.t., im Raum 0.2052

2024-02-26

Barbara Teßmann(1) & Robert Kuhn(2) (Museum für Vor- und Frühgeschichte, Staatliche Museen zu Berlin(1) Ägyptisches Museum und Papyrussammlung, Staatliche Museen zu Berlin(2))

Von Abusir bis Gebelein – Ägyptische Skelette und Mumien in den Sammlungen der Staatlichen Museen zu Berlin

Im reichen Bestand der osteologischen Sammlungen Berlins, namentlich vor allem der sogenannten S- und RV-Sammlung, die heute im Berliner Museum für Vor- und Frühgeschichte verwahrt sind, findet sich eine große Anzahl an Skeletten, die offensichtlich aus altägyptischen Kontexten stammen. Lange Zeit galten die Skelette und Mumien, die vor dem II. Weltkrieg zur Sammlung des Völkerkundemuseums Berlin gehörten, als Kriegsverlust bzw. als verloren. Erst verstärkte Archivrecherche und die Kooperation mit dem Ägyptischen Museum Berlin konnte neues Licht auf die menschlichen Hinterlassenschaften werfen und führen zu einer neuen Bewertung und Untersuchung des Skelettmaterials. Hierunter gehören die kriegsbedingt verloren geglaubten Mumien aus den DOG-Grabungen 1898–1908 im Pyramiden- und Königsfriedhof von Abusir unter Ludwig Borchardt gleichermaßen wie prähistorische Mumien aus dem Sammlungsbestand von Carl Reinhardt. In beiden Fällen sind weitere archäologische Funde und menschliche Überreste in der Sammlung des Ägyptischen Museums vorhanden, die dazu beitragen den Sammlungshintergrund besser zu verstehen und zugleich neue archäologische Fragen an das Material zu stellen. Beide Konvolute werden nun mit den heute verfügbaren Methoden neu untersucht und mit Hilfe der noch vorhandenen Archivalien und Fundkontexte in enger Kooperation beider Museen versucht zu re-kontextualisieren.

18 Uhr c.t., im Raum 0.2052

2024-01-29

Madelaine Böhme (Terrestrische Paläoklimatologie, Universität Tübingen)

Wie wir Menschen wurden — Hominidenfunde aus dem Allgäu

Dass die Wiege der Menschheit in Afrika liegt – das galt lange als unumstößliche Erkenntnis. Doch in den vergangenen Jahren tauchten immer mehr Fossilien auf, die zeitlich und räumlich nicht ins Bild passten. Einer dieser Funde stammt aus Süddeutschland. Er legt nahe, dass der aufrechte Gang und die gemeinsamen Vorfahren des Menschen und der Menschenaffen sich möglicherweise nicht in Afrika, sondern in Europa entwickelt haben. Die neue Menschenaffen-Art Danuvius guggenmosi, die vor 11,62 Millionen Jahren im Allgäu lebte, lassen den Schluss zu, dass der Aufrechte Gang nicht nur älter ist als bisher vermutet, sondern sich schon zu Beginn der Hominiden-Evolution herausbildete. Diese Entdeckung rüttelt an bisherigen Theorien zur Entwicklung von Menschenaffen und Menschen und gibt Anlass zu neuen Forschungsfragen.

18 Uhr c.t., im Raum 0.2052

2023-12-11

Cornelia Essner (Historikerin, Berlin)

Der vielschichtige Anthropologe Felix von Luschan (1854–1924)

Das diesen Sommer im Vergangenheitsverlag erschienene Buch von Cornelia Essner über Felix von Luschan ist die erste Biographie über diesen, heute vor dem postkolonialen Diskurs besonders umstrittenen und vielseitigen Gelehrten. Der Österreicher wurde 1886 Direktorialassistent (für Ozeanien und Afrika) am neugegründeten Völkerkundemuseum in Berlin und 1905 dessen Direktor. 1909 erhielt er den ersten Lehrstuhl für physische Anthropologie im Kaiserreich. Diese vielseitige Persönlichkeit — er war auch Ethnologe, Sprachforscher und Archäologe — prägte gerade durch seine gut besuchten Vorlesungen und seine zahlreichen Vorträge eine ganze Generation von jungen Forschern nicht nur der genannten Disziplinen, sondern auch interessierter Laien. Der Vortrag wird kurz die verschiedenen Aspekte des Buches skizzieren, aber sich vor allem auf seine Rolle als physischer Anthropologe konzentrieren. Der dieses Frühjahr erschienene Film "Der vermessene Mensch" schildert Luschan (alias von Waldstätten) als zynischen Rassisten, der er nicht war: Er war Gegner aller Rassentheorien, insbesondere der nordischen Rassenlehre — die im "Dritten Reich" zur herrschenden Ideologie wurde — und Gegner des Antisemitismus, dem er gerade mit Hilfe anthropologischer Forschung Widerpart bot.

18 Uhr c.t., im Raum 0.2051

Im Anschluss wird es eine kleine Weihnachtsfeier geben.

2023-10-30

Rimtautas Dapschauskas (Institut für Ur- und Frühgeschichte und Vorderasiatische Archäologie, Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg)

Das Ritual als ein Motor der demografischen Expansion von Homo sapiens während des Middle Stone Age in Afrika

Das Ritual ist eine alte, universale und mächtige psychosoziale Vergemeinschaftungstechnik, die menschliche Sozialgruppen jenseits biologischer Verwandtschaft und reziprokem Altruismus zusammenschweißt. Größere, dichtere und stabilere prosoziale Netzwerke sorgen für eine höhere Überlebenswahrscheinlichkeit ihrer Mitglieder, höhere Geburtenraten und beschleunigen nachweislich die kumulative Kulturevolution. Die demografische und geografische Expansion früher Homo sapiens-Populationen, die wir ab der zweiten Hälfte des Middle Stone Age in Afrika beobachten können, geht daher wahrscheinlich zu einem erheblichen Anteil auf eine sich intensivierende Ritualaktivität zurück.
Für die Paläolitharchäologie stellt sich hier die Frage, ob wir diese Intensivierung in irgendeiner Weise fassen können? Da sich viele Aspekte des Rituals nicht materialisieren, stellt dies eine erhebliche Herausforderung für die archäologische Forschung dar. Eine vielversprechende Ausnahme könnten die zahlreichen Ockerfunde sein. Neben Steinartefakten und Tierknochen stellen sie die häufigste Fundkategorie im afrikanischen Middle Stone Age dar. Konvergierende Indizienketten deuten darauf hin, dass ein Großteil des Materials für rituelle Aktivitäten eingesetzt wurde. Eine diachrone Metaanalyse der Ockerfunde kann also dazu beitragen, die zunehmende Ritualaktivität im Verlauf des Middle Stone Age auf dem afrikanischen Kontinent zu verfolgen. Dabei scheint es kein Zufall zu sein, dass der Höhepunkt dieser Ritualintensivierung mit Beginn der permanenten und erfolgreichen Ausbreitung von Homo sapiens nach Asien und Australien in etwa zusammenfällt.

18 Uhr c.t., im Raum 0.2052

2023-07-17

Vera Egbers (Brandenburgische Technische Universität Cottbus-Senftenberg)

Von Machu Picchu bis Angkor Wat – Impressionen aus einem Jahr mit dem Reisestipendium des DAI.

Im Winter 2021 brach Vera Egbers auf, um für ein Jahr mit dem renommierten Reisestipendium des Deutschen Archäologischen Instituts die archäologische Welt zu erkunden. Im Rahmen der BGAEU-Sommerfeier wird sie einige ihrer Eindrücke und Erlebnisse aus dieser Zeit teilen. Denn auch wenn im Gegensatz zu den ersten DAI-Reisenden im 19. Jh. Pferd und Revolver inzwischen zuhause bleiben können, gibt es noch viel Spannendes von 365 Tagen en route zu berichten. Neben dem Besuch berühmter historischer Stätten wie den Nazca-Linien in Peru, Göbekli Tepe in der Türkei oder Angkor Wat in Kambodscha, gehört dazu ebenso das tagelange Abwarten eines Taifuns, endlose, waghalsige Minibusfahrten quer durch die Anden und natürlich wunderschöne Flora und Fauna.

18 Uhr c.t., im Hörsaal -1.2009

2023-06-26

Barbara Teßmann und Robert Kuhn (Staatliche Museen zu Berlin, Museum für Vor- und Frühgeschichte und Ägyptisches Museum und Papyrussammlung)

Ägyptische Skelette und Mumien im Bestand des Museums für Vor- und Frühgeschichte Berlin - Eine Annäherung

Im reichen Bestand der osteologischen Sammlungen Berlins, namentlich vor allem der sogenannten S- und RV-Sammlung, die heute im Depot des Berliner Museum für Vor- und Frühgeschichte verwahrt sind, findet sich eine vergleichsweise große Anzahl an Skeletten, die offensichtlich aus altägyptischen Kontexten stammen. Lange Zeit galten die Skelette und Mumien, die vor dem II. Weltkrieg zur Sammlung des Völkerkundemuseums Berlin gehörten, als Kriegsverlust bzw. als verloren. Erst verstärkte Archivrecherche und die Kooperation mit dem Ägyptischen Museum Berlin konnte neues Licht auf die menschlichen Hinterlassenschaften werfen und führen zu einer neuen Bewertung und Untersuchung des Skelettmaterials. Hierunter gehören die kriegsbedingt verloren geglaubten Mumien aus den DOG-Grabungen 1898–1908 im Pyramiden- und Königsfriedhof von Abusir unter Ludwig Borchardt gleichermaßen wie prähistorische Mumien aus dem Sammlungsbestand von Carl Reinhardt. Beide Konvolute werden nun mit den heute verfügbaren Methoden neu untersucht und mit Hilfe der noch vorhandenen Archivalien und Fundkontexte versucht zu rekontextualisieren. Der Fokus des heutigen Vortrages liegt auf fünf namentlich bekannte Mumien. Neben den Grabungsergebnissen der teilweise noch ungestörten Gräber werden die anthropologischen Untersuchungsergebnisse der Mumien erstmals vorgestellt werden.

2023-05-22

Vergabe des Rudolf-Virchow-Förderpreises 2023

Preisverleihung am Montag, den 22. Mai 2023 um 18 Uhr, im Hörsaal -1.2009 (Fabeckstr. 23-25 in 14195 Berlin).
Die Preisträger stellen sich jeweils mit Vorträgen aus ihrem Arbeitsgebiet vor
Dominik Göldner:
Two- and Three-Dimensional Osteometric Variability of the Foramen Magnum in Modern Humans
Lea Hüntemann:
Magoula Makrychori 3: A Neolithic and Chalcolithic site in the basin of Elateia, northeastern Thessaly, Greece
Dirk Mariaschk:
Die Ausgrabungen im Gorbunovo-Torfmoor – Razrez VI, Oblast Sverdlovsk, der Jahre 2017 und 2018. Dokumentations-, Analyse- und Interpretationsbei-träge zum bronzezeitlichen Feuchtbodenfundplatz

Hybride Veranstaltung, Teilnahme via Cisco WEbex:
https://fu-berlin.webex.com/fu-berlin/j.php?MTID=m17f37ff55ad438c9c3ac6d6039d8145c

2023-04-24

Marion Melk-Koch (von 1997 bis 2018 Kuratorin am GRASSI-Museum für Völkerkunde zu Leipzig)

Wege der Dinge - Pazifische Gegenstände, die "Sammlungsprofilierung" in der frühen DDR und die Suche nach deren pazifischer und europäischer Geschichte.

Über ihre Herstellungs- und Erwerbskontexte vor Ort hinaus haben Objekte in Museen und Privatsammlungen ihre eigenen Biographien. Unter der Bezeichnung "Sammlungsprofilierung" wurden nach dem Zweiten Weltkrieg Ethnographika aus dem gesamten Gebiet der DDR u.a. in das Völkerkundemuseum Leipzig verbracht. Zum Ausgleich mussten dort alte Bestände aus anderen Fachrichtungen abgegeben werden, wie etwa Archäologica. Die umfangreichen "Übernahmen", vor allem aus Thüringen, sind Thema dieses Vortrages. Welches Potential die Objekte mit sich tragen, kann nur durch intensive Forschung erschlossen werden, was anhand einer Sammlung aus Sondershausen verdeutlicht wird.

2023-03-27

Jörg Orschiedt (Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt)

Die mesolithische Schamanin von Bad Dürrenberg - Neue Forschungen und Funde.

Die 1934 bei Bauarbeiten im Kurpark von Bad Dürrenberg, Saalekreis (Sachsen-Anhalt, Deutschland), entdeckte Doppelbestattung einer erwachsenen Frau und eines Säuglings ist einer der herausragenden Grabfunde des Mesolithikums in Mitteleuropa. Aufgrund seiner Ausstattung wird das Grab als Bestattung einer Schamanin gedeutet. Verschiedene pathologische Befunde an den Frontzähnen und der Halswirbelsäule sowie an der Schädelbasis stützen diese Interpretation.
Umbaumaßnahmen im Zuge der Vorbereitungen zur Landesgartenschau machten neue Untersuchungen im Kurpark von Bad Dürrenberg möglich. Dabei wurde die Lage des Grabes von 1934 identifiziert und die Grabgrubenreste als Block gesichert und im Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie in Halle (Saale) unter Laborbedingungen ausgegraben und dokumentiert. Die Ausgrabung erbrachte eine Vielzahl von Neufunden, die eindeutig dem Grab zuzuordnen sind.

2023-02-13

Raiko Krauß (Universität Tübingen)

Das kupferzeitliche Gräberfeld von Varna - Sozialstrukturen am Beginn der Metallnutzung in Europa.

Das im Jahr 1972 bei Bauarbeiten westlich der bulgarischen Hafenstadt zufällig entdeckte Gräberfeld von Varna gehört aufgrund seiner reich mit Kupfer- und Goldgegenständen ausgestatteten Gräber zu den herausragenden Denkmälern der europäischen Urgeschichte. Der Fundplatz markiert den Beginn der Metallnutzung in Europa. Im Zeitraum zwischen 4600 und 4300 v.u.Z. wurden in Varna über 300 Personen bestattet, deren körperliche Merkmale und Grabausstattungen einen Einblick in die Sozialstrukturen der kupferzeitlichen Gemeinschaften im westlichen Schwarzmeerraum erlauben. Im Mittelpunkt eines von der Deutschen Forschungsgemeinschaft finanzierten Forschungsprojektes an der Universität Tübingen standen die Analyse der über 3000 Goldgegenstände und die anthropologische Auswertung der Bestattungen. Durch die statistische Auswertung der Beigaben und Bestattungsmerkmale konnte eine feinchronologische Abfolge der Gräber und symbolischen Deponierungen ermittelt werden, welche auch die topographische Entwicklung des Friedhofes erkennen lässt. Anhand der Entwicklung der Grabausstattungen sieht man zudem, wie die älteren Geräte und Waffen aus Stein, Knochen und Geweih sukzessive durch solche aus Kupfer abgelöst werden. Beim Grabschmuck treten im Laufe der Entwicklung des Gräberfeldes immer mehr Goldgegenstände auf, von denen einige bereits mit hoch-komplexen Gusstechniken hergestellt wurden – auch das eine gänzlich neue Erkenntnis. In dem Vortrag sollen das Gräberfeld, sein kulturhistorisches Umfeld und die spektakulären Funde vorgestellt werden. Präsentiert werden die wichtigsten Ergebnisse der archäo-metallurgischen und anthropologischen Auswertungen, einschließlich neuerer humangenetischer Untersuchungen

2023-01-23

Sibylle Wolf (Senckenberg Centre for Human Evolution and Palaeoenvironment an der Universität Tübingen, Abteilung Ältere Urgeschichte und Quartärökologie)

Frauen in der jüngeren Altsteinzeit - Darstellungen in der Eiszeitkunst und Interpretationen.

In der jüngeren Altsteinzeit zwischen etwa 42.000 und 11.700 Jahren vor heute spielen Frauendarstellungen eine zentrale Rolle in der eiszeitlichen Kunst. Bekannt sind kleine Figurinen wie die Frau vom Hohle Fels oder die Frau von Willendorf, die auch unter dem Begriff „Venusfigurinen“ geführt werden. Gravierungen und Malereien zeigen ebenfalls häufig das Motiv Frau. Vor allem im mittleren Jungpaläolithikum (etwa 32.000 bis 22.000 Jahre vor heute) sind füllige, nahezu unbekleidete Frauendarstellungen ein Leitmotiv für die Kulturen dieser Zeit. Bestattungen und persönliche Schmuckgegenstände erlauben ebenfalls Rückschlüsse auf das Aussehen der Frauen während der letzten Eiszeit. Der Vortrag führt die zahlreichen und unterschiedlichen Frauendarstellungen der Altsteinzeit zusammen. Die vielen, teilweise sehr verschiedenen Interpretationen dieser Figurinen und Abbildungen werden aufgezeigt und diskutiert.
Montag, den 23. Januar

2022-10-24

Andreas Mieth (Institut für Ökosystemforschung der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel)

Gab es einen Kollaps auf der Osterinsel ? Neue Erkenntnisse aus Paläoökologie und Geoarchäologie.

Rapa Nui, die Osterinsel, ein winziger Flecken mitten im riesigen pazifischen Ozean und abgelegenster bewohnter Ort der Erde, zieht seit ihrer europäischen Entdeckung immer wieder Reisende und Forscher in ihren Bann. Bekannt sind die riesigen und erdweit einmaligen Steinstatuen, die moai. Zu welchen Zwecken sie gebaut, mit welcher Technik sie transportiert und aufgerichtet wurden, gehört noch immer zu den zahlreichen Rätseln der Insel. Warum endete vor etwa 500 Jahren die Kultur der gigantischen Statuen? Waren Naturkatastrophen oder die Inselbewohner selbst für den Niedergang der inselweiten Palmenwälder verantwortlich? Warum bedecken Millionen von Menschenhand transportierter Steine die Oberfläche der Insel? Hatten extreme Umweltveränderungen einst einen Zusammenbruch der im polynesischen Raum einzigartigen Kultur ausgelöst? Neue wissenschaftliche Entdeckungen geben auf diese Fragen Antworten und stellen bisherige Narrative auf den Kopf. Der Referent, ein international bekannter Osterinsel-Forscher, nimmt seine Zuhörer mit auf eine spannende Reise durch die Kultur- und Naturgeschichte der faszinierenden Insel.

2022-06-27

Jan Nováček (Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie, Weimar; Universitätsmedizin Göttingen/Institut für Anatomie und Zellbiologie)

Das merowingerzeitliche Gräberfeld von Gotha Boilstädt – zwischen Archäologie, Anthropologie, Medizin und musealer Präsentation.

Bei baubegleitenden Grabungen in Gotha - Boilstädt (Thüringen) wurde 2013 ein großes, multiperiodisches Gräberfeld entdeckt. Mehr als 50 Bestattungen stammen aus der Merowingerzeit (ca. 600-800 n. Chr.). Im Rahmen einer multidisziplinären Untersuchung konnten Erkenntnisse gewonnen werden, die unterschiedliche Aspekte des frühmittelalterlichen Lebens beleuchten und in diesem Vortrag erstmalig zusammenhängend präsentiert werden. Die Skelette wiesen überraschend häufig Spuren schwerer Verletzungen an Füßen und Händen auf, die möglicherweise mit der Tierhaltung in Verbindung gebracht werden können. Es ist wahrscheinlich, dass in Boilstädt Pferde gehalten wurden, da auf dem Gräberfeld vier Pferdebestattungen gefunden wurden. Auch die häufig beobachteten, verheilten Rippenfrakturen könnten möglicherweise mit der Haltung von bzw. dem engen Kontakt mit großen Tieren in Verbindung gebracht werden. Darüber hinaus wurden häufig weitere Traumata beobachtet, wie beispielsweise Wirbel-, Unterarm- oder Schädelfrakturen. Ein außergewöhnlicher Befund ist eine gut verheilte Verletzung durch scharfe Gewalteinwirkung auf das Schädelgewölbe, die vermutlich durch einen Schlag mit einer großen Klingenwaffe verursacht wurde. Der Schlag drang mehrere Millimeter tief in das Schädelgewölbe ein. Zum Zeitpunkt des Todes der Person war die Verletzung gut verheilt. Mehrere dieser Verletzungen scheinen professionell behandelt worden zu sein. Einen einzigartigen Befund stellt das Skelett einer maturen Frau dar, die durch eine Dysplasie des rechten Unterarms unter einer körperlichen Behinderung litt. Auf dem Gräberfeld befanden sich auch zwei prunkvoll ausgestatteten Kriegergräber. Bei einem davon wurde eine Reihe von Untersuchungsmethoden angewandt, um das Erkenntnisspektrum auch auf die museale Präsentation zu erweitern. In diesem Rahmen können Besucher*innen des Museums dem „Herrn von Boilstädt“ nicht nur ins Gesicht, bzw. in die Gesichtsweichteilrekonstruktion, blicken.

2022-05-23

Claudio Tennie (Universität Tübingen/ Abteilung Ältere Urgeschichte und Quartärökologie)

Der Beginn der menschlichen kulturellen Evolution erfolgte spät - nach einer langen “Tierkultur”-Phase.

Kultur wird häufig als Verhalten und/oder Verhaltensprodukte (Artefakte) definiert, die “durch soziales Lernen beeinflusst werden”. Dieser Ansatz kann als die "weite" Definition von Kultur bezeichnet werden. Er ermöglicht die Untersuchung von Kultur im gesamten Tierreich; wo sie in der Tat häufig anzutreffen ist. Die bekanntesten Fälle einer solchen minimalen Kultur betreffen die Kulturen der nicht-menschlichen Menschenaffen – insbesondere die uneinheitliche Verteilung von Verhalten und Werkzeuggebrauch über Populationen wilder Menschenaffen hinweg. Menschliche Verhaltensweisen und Artefakte sind jedoch nicht nur durch soziales Lernen beeinflusst, sondern hängen oft vollständig von sozialem Lernen ab: Menschenaffen tanzen nicht zu willkürlichen – aber genau kopierten - Tanzschritten, haben keine Sprache und kreieren keine sozialen und/oder physischen Werkzeuge, die nicht mehr von naiven Subjekten aus dem Stand spontan neu erfunden werden könnten. Die menschlichen Kulturen gehen daher weit über die minimale Definition hinaus – sie zeichnen sich insbesondere dadurch aus, dass sie eine spezielle Art des sozialen Lernens erfordern; nämlich die kulturelle Weitergabe des ihnen zugrundeliegenden “Know-hows”. Mithilfe dieser Art des Lernens hat unter Menschenaffen der Mensch, und nur der Mensch, Dinge und Verhalten hervorgebracht, die man als "kulturabhängiges Know-how" bezeichnen kann. Die soziale Weitergabe von Know-how ermöglichte die kulturelle Evolution des Know-how.
In meinem Vortrag werde ich darlegen, dass die verfügbaren Daten stark darauf hindeuten, dass Menschenaffen bei Weitem nicht über ausreichende spontane Fähigkeiten zu sozialen Weitergabe von Know-how verfügen. Die daraus resultierende Frage ist aber, ab wann man in der Urgeschichte das kulturelle Verhalten von Menschen und anderen Menschenaffen unterscheiden kann und wie dies überhaupt für so weit zurückliegende Zeiträume möglich ist. Neueste Daten unserer Forschungsgruppe legen ein überraschend spätes Vorkommen von kulturabhängigem Know-how nahe.

2022-05-02

Ilia Labischinksi (Zentralarchiv / Ethnologisches Museum der Staatlichen Museen zu Berlin)

Provenienzforschung zu Schädeln aus der Anthropologischen Sammlung im Ethnologischen Museum.

Der Provenienzforschung an menschlichen Überresten kommt eine besondere Bedeutung zu. So befinden sich bis heute die Überreste zehntausender verstorbener Menschen in deutschen Museumssammlungen. Dabei handelt es sich um eine große Bandbreite an unterschiedlichem Sammlungsgut: von Haaren an Rasseln bis hin zu Knochen aus Gräbern. So groß die Bandbreite an menschlichen Überresten in Museen ist, so unterschiedlich waren auch die Motive, diese Sammlungen anzulegen.
Unter den ca. 2000 menschlichen Überresten im Ethnologischen Museum befinden sich bis heute 38 Schädel aus der sog. S-Sammlung, die unter der Leitung Felix von Luschans angelegt wurde. Ihnen gemein ist, dass sie lange Zeit nicht als verstorbene Menschen, sondern als Objekte behandelt wurden.
Anhand von zwei Beispielen soll auf die Geschichte dieser menschlichen Schädel eingegangen, die Möglichkeiten, Grenzen und Ziele der Provenienzforschung aufgezeigt und diskutiert werden, wie sich den Biografien von verstorbenen Individuen in Museumssammlungen angenähert werden kann.

2022-03-28

Thomas Theye (Bremen)

Im Spinnennetz: Adolf Bastian, Rudolf Virchow, Carl Victor Dammann und die Photographiesammlung der BGAEU.

Bereits die Vorstellung der Photographie (1839) versprach wissenschaftliche Anwendungen des anscheinend wahrheitsgetreuen Mediums. Auch die Völkerkunde bediente sich intensiv der Bildzeugnisse überseeischer Menschen. Carl Victor Dammann bot von 1869 an in seinem Hamburger Atelier Genreszenen an, aber auch anthropologische Aufnahmen – ein einträgliches Geschäft in einer Zeit, in der Abstammung und Vielfalt des Menschengeschlechtes starkes Interesse fanden. Aufnahmen der Matrosen eines Kriegsschiffs aus Zanzibar machten ihn bis in die Kreise der BGAEU bekannt. Dammann wurde mit der Publikation eines repräsentativen Mappenwerkes aus der Photosammlung der BGAEU betraut – eine Inkunabel wissenschaftlicher Buchkunst und Pionierleistung in der Völkerkunde. Der Vortrag gibt einen Einblick in die Nutzung der Photographie in der BGAEU des 19. Jhdts., wirft einen Blick auf Dammanns Lebensweg und gibt eine kritische Bewertung seines Werkes. Dr. Thomas Theye war Sonderpädagoge in Bremen. Ausstellungen und Publikationen zur Geschichte der anthropologischen und ethnographischen Photographie des 19. Jhdts., u. a. über Amalie Dietrich, Franz Wilhelm Junghuhn und Jan Stanisław Kubary.

2022-02-28

Barbara Teßmann (Museum für Vor- und Frühgeschichte Berlin) Marius Kowalak (Berliner Gesellschaft für Anthropologie, Ethnologie und Urgeschichte)

Historische Recherchen und anthropologische Untersuchungen zweier Fallbeispiele der Deutschen Zentral-Afrika-Expedition zu Beginn des 20. Jahrhunderts.

2011 hat das Museum für Vor- und Frühgeschichte in Berlin mehrere anthropologische Sammlungen von der Charité übernommen, darunter auch die Sammlung des Felix von Luschan. Zusammen mit der Rudolf-Virchow-Schädelsammlung umfasst die Sammlung etwa 11.000 Schädel sowie einige hundert Skelette und gehört somit zu den größten weltweit. Mit der Übernahme stellte man sich einer schwierigen Aufgabe, da die Sammlungen teilweise in Zusammenhang mit der kolonialen Geschichte des Deutschen Kaiserreiches stehen.
Das interdisziplinäre Projekt zur Rekontextualisierung von afrikanischen Human Remains mit kolonialem Erwerbungshintergrund erforschte als Pilotstudie die Provenienz von 1.196 Schädeln aus ehemals Deutsch-Ostafrika der Sammlungen Felix von Luschans, Rudolf Virchows und weiterer Sammlungsteile. Mithilfe von anthropologischen Untersuchungsmethoden und historischer Quellenrecherche in Zusammenarbeit mit Wissenschaftler*Innen aus den Herkunftsgesellschaften sollten dabei die wechselseitigen Verflechtungen der Erwerbsumstände geklärt werden. Anhand von zwei Fallbeispielen wird die interdisziplinäre Arbeitsweise präsentiert.

2021-11-22

Ewa Dutkiewicz (Museum für Vor- und Frühgeschichte der Staatlichen Museen zu Berlin)

Die Anfänge symbolischer Kommunikation am Beispiel der Aurignacien-Fundstellen der Schwäbischen Alb.

Sprache oder, allgemeiner gesagt, symbolische Kommunikation gehören zu den fundamentalen Merkmalen des Menschen. Ohne die Fähigkeit zu sprechen, ist das Menschsein nicht vorstellbar, doch ist schwer zu fassen, wann und wie der Mensch diese Fähigkeit in seiner Evolution erworben hat. Neben anatomischen und genetischen Hinweisen, kann auch der archäologische Befund Indizien auf die Entwicklung symbolischer Kommunikation geben. Wie diese aussehen, wird an Beispielen aus dem afrikanischen Middle Stone Age und vor allem an den 40.000 Jahre alten Funden aus den Höhlenfundstellen der Schwäbischen Alb beleuchtet. Dort wurden zahlreiche sogenannte symbolische Objekte, wie Schmuck, figürliche Kunst und Musikinstrumente gefunden, die zudem mit geometrischen Mustern vielfältiger Art verziert sind, sodass man spätestens für diese Zeit von einer voll ausgeprägten Fähigkeit zu symbolischer Kommunikation ausgehen muss.

2021-10-25

Peter Bolz (Stahsdorf bei Berlin)

Auf den Spuren Humboldts: Prinz Maximilian zu Wied in Brasilien und Nordamerika.

Prinz Maximilian zu Wied (1782-1867) war nicht nur ein Zeitgenosse Alexander von Humboldts, sondern hatte ebenso wie dieser bei Johann Friedrich Blumenbach in Göttingen Naturwissenschaften studiert. Da es Humboldt aus politischen Gründen verwehrt war, nach Brasilien einzureisen, nutzte der Prinz nach der Niederlage Napoleons die veränderte politische Lage, um von 1815 bis 1817 die Ostküste Brasiliens zu erforschen. Er studierte die Flora und Fauna ebenso wie die indigene Bevölkerung, vor allem die „Botokuden“. Nach seiner Rückkehr veröffentlichte er einen reich illustrierten Bericht über seine „Reise nach Brasilien“.
Seine zweite große Reise führte ihn von 1832 bis 1834 nach Nordamerika, vor allem in das Gebiet des Missouri, diesmal begleitet von dem jungen Künstler Karl Bodmer. Die visuelle Dokumentation dieser Reise und vor allem Bodmers akkurate Darstellungen von Indianern Nordamerikas setzten Maßstäbe, die in der Reiseliteratur des 19. Jahrhunderts unerreicht blieben. Ähnlich wie Humboldt investierte der Prinz ein Vermögen in die Veröffentlichung seines illustrierten Reisewerks „Reise in das innere Nord-America“.
In dem Vortrag soll auch vermittelt werden, wie Wieds reich illustrierte Reiseberichte zustande kamen und wie sie das Indianerbild Europas geprägt haben. Außerdem soll der Frage nachgegangen werden, was nach dem Tod des Prinzen mit den umfangreichen naturhistorischen und ethnologischen Sammlungen und Dokumenten geschehen ist, die im Schloss zu Neuwied teilweise wie in einem Museum ausgestellt waren, und in welchen Museen und Sammlungen sie sich heute befinden.

2021-04-26

Blagoje Govedarica (DAI – Eurasien Abteilung; Freie Universität Berlin)

140 Jahre Archäologie in Bosnien und Herzegowina.

Im Jahr 1880 wurde ein glänzender prähistorischer Kultwagen aus Bronze in einem Feld bei Glasinac in Bosnien entdeckt. Er lenkte die Aufmerksamkeit der europäischen Wissenschaft auf Bosnien und Herzegowina und markiert somit die Geburtsstunde der archäologischen Wissenschaft in diesem Teil des Balkans. Bald darauf folgten zahlreiche systematische Ausgrabungen im ganzen Land, so dass Bosnien und Herzegowina in den letzten zwei Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts zum größten archäologischen Forschungsfeld Europas wurde. Die vorherige „Terra incognita“ erwies sich plötzlich als wahres archäologisches „Eldorado“. Allein im Glasinac-Gebiet wurden damals über 1.200 Grabhügel mit ca. 3500 Gräber erforscht. Heute sind in Bosnien und Herzegowina über 6.000 Fundstätten aus allen archäologischen Epochen bekannt, von denen einige zu Wiege der europäischen Zivilisation, so die neolithische Butmir-Kultur, zählen und andere bis ins Mittelalter, z.B. die sogenannten Stecci- Steingräber, reichen.
In diesem forschungsgeschichtlichen Vortrag werden die drei grundlegenden Perioden der bosnisch-herzegowinischen Archäologie vorgestellt: die österreichisch-ungarische (1878 bis 1918), die jugoslawische (1918 bis 1992) und die der Zeit der Unabhängigkeit (seit 1992). In jeder dieser Perioden findet die jeweilige politische und gesellschaftliche Situation ihren Widerhall in der Entwicklung der archäologischen Forschung. Das verwundert nicht, da jede Wissenschaft in offensichtlicher Abhängigkeit zur sozialpolitischen Lage stand und steht. Doch die turbulente Geschichte Bosnien und Herzegowinas in den vergangenen 140 Jahren stellt ein Paradebeispiel für diese Interdependenz dar.

2021-03-29

Agathe Reingruber (Freie Universität Berlin)

Sesshaft – und wie geht’s weiter? Diachrone Untersuchungen bäuerlicher Gemeinschaften südlich des Olymp (6500–3200 v.Chr.).

Zwischen 2017 und 2020 fanden im Rahmen eines Kooperationsprojektes mit dem Antikendienst Larissa, Thessalien, systematische und intensive Begehungen in den Becken von Sykourio und Elateia statt. Thessalien ist allgemein bekannt für seine zahlreichen Siedlungshügel (Magulen) aus dem Neolithikum, die seit über 100 Jahren erforscht werden (z.B. Sesklo oder Argissa Magula). Weitestgehend unerkannt blieben dabei Flachsiedlungen, von denen einige im Laufe des Surveys entdeckt und geophysikalisch prospektiert wurden. Dank dieses interdisziplinären Ansatzes konnten wir neue Einblicke in Siedlungsstrukturen aus der Zeit um und nach 6000 v.Chr. gewinnen. Gemeinsam mit Geo- und Hydrologen haben wir zudem einen ersten Versuch unternommen, die prähistorischen Umweltbedingungen in der Beckenlandschaft zu rekonstruieren und ein diachrones Modell erarbeitet, das hier zum ersten Mal vorgestellt werden soll.

2020-03-30

Peter Bolz (Stahnsdorf bei Berlin)

Humboldt und die Folgen: Prinz Maximilian zu Wied in Brasilien und Nordamerika

Aktueller Hinweis: Aufgrund der allgemeinen Corona-Lage haben wir den Vortrag von Herrn Bolz am 30.3.2020 abgesagt.

2020-03-05

Bewahren, Erforschen, Vernetzen. Die Berliner Gesellschaft für Anthropologie, Ethnologie und Urgeschichte im 21. Jahrhundert

Festkolloquium zum 150-jährigen Bestehen vom 5. bis 7. März 2020

Auditorium der Museen Dahlem, Staatliche Museen zu Berlin
Lanstraße 8, 14195 Berlin

Wir bitten um eine Anmeldung bis zum 21. Februar 2020 unter barbaratessmann@gmx.de

zum Programm (PDF)

2020-02-24

Andreas Schlothauer

Humboldt und die Folgen. »Brasilianischer« Federschmuck in der Königlichen Kunstkammer zu Berlin (1800-1856)

Montag, 24. Februar 2020, 18.00 Uhr
Freie Universität Berlin, Fabeckstr. 23-25, 14195 Berlin, Raum 0.2052

Die gemeinsame Reise eines Franzosen und eines Deutschen hatte in den ersten Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts eine wesentliche Folge: Das öffentliche Interesse und die Forschung deutscher Naturwissenschaftler richtete sich verstärkt auf das südamerikanische Tiefland. Dadurch gelangten nicht nur naturwissenschaftliche Sammlungen nach Berlin, sondern auch Ethnografika aus Brasilien, Kolumbien, Venezuela und den Guayanas in die Königliche Kunstkammer, die heute zu den ältesten und bedeutendsten Beständen des Ethnologischen Museums zählen. Im Jahr 1856 waren es etwa 370 Inventarnummern. Davon sind 94 Federschmuck (ca. 25 %), der sieben Sammlungen zugeordnet ist: »Schomburgk« (35), »Hoffmannsegg/Sieber« (33), »Dr. Casper« bzw. »Kasper« (14), »Nagler« (3), »Olfers/Sello« (1), »Moritz« (1),»Schnell [?]« (1) sowie »Unbekannt/Unklar« (7).

Auch wenn die umfangreicheren, besser dokumentierten und in Teilen wissenschaftlich bearbeiteten BrasilienSammlungen der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts in München (Martius, Spix), in Wien (Natterer, Pohl) oder in St. Petersburg (Langsdorf) berühmter sein mögen als die Berliner Sammlung, so enthält diese doch einige interessante Stücke, deren Seltenheit bisher nicht erkannt und gewürdigt ist.

Die systematische Untersuchung der Objekte zeigt, dass bis heute knapp 40% der Herkunfts- und Objektangaben bzw. Sammlerzuordnungen unscharf oder falsch sind. Die Ursache von Verwechslungen zwischen den Sammlungen »Hoffmannsegg/Sieber« und »Olfers/Sello« liegt in der mangelhaften Eingangsdokumentation der 1810er- und 1820erJahre. Der Vortrag präsentiert Vorschläge zur regionalen Neubestimmung, analysiert das Material und benennt Vergleichsstücke in anderen Museen:
• Von welchen Ethnien bzw. aus welchen Regionen sind die Objekte?
• Wer waren die Sammler und wann wurden die Stücke gesammelt?
• Aus welchem Material bestehen sie und wie wurden sie verwendet?
• Wie selten sind diese Stücke im Vergleich mit dem Gesamtbestand in anderen Museen?

2020-01-27

Annett Hofmann (Freie Universität Berlin)

Geschwisterkinder verhandeln Genderrollen: "Mädchen sind wie Blumen. Jungen sind wie Dornen."

In dieser anthropologischen Forschung werden Ansichten und Umgangsformen ungleichgeschlechtlicher Geschwisterkinder in den südperuanischen Anden fokussiert. Das Mädchen- und Jungesein in der Cusco-Region wird dabei beleuchtet anhand
+ der Einbindung der familienspezifischen Geschehnisse und Positionierungen in gesellschaftliche Normen und Wertesysteme,
+ der Betrachtung aus kindzentrierten Perspektiven und
+ der Analyse von Interaktionen und Aushandlungen.

Methodisch kommen in der präsentierten ethnografischen Forschung mit Kindern im Grundschulalter Kommentierte Kinderzeichnungen, Videos, Teilnehmende Beobachtung und Gesprächsanalysen zum Tragen. Die Forschungsergebnisse stellen komplexe Alltagsrealitäten, Eigenpositionen und Abgrenzungen in Bezug auf Genderidentitätskonstruktionen von Schwester und Bruder dar. Für Jungen und Mädchen unerwünschte und unangemessene Charaktereigenschaften, Aktivitäten und Neigungen zeigen sich im Material über verbale und visuelle Anspielungen. Inhalte aus Massenmedien und translokale Phänomene spielen in die Identitätskonstruktionen hinein.

2019-12-09

Renée Hämmerling und Dominik Göldner, Berlin und Tübingen

Die frühmittelalterlichen Funde vom Gräberfeld Alsheim

Im Rahmen ihrer Bachelorarbeiten an der Freien Universität Berlin haben sich Dominik Göldner und Renée Hämmerling mit der Provenienzgeschichte und Anthropologie von 15 menschlichen Schädeln und mehreren Grabbeigaben des frühmittelalterlichen Gräberfeldes aus Alsheim in Rheinland-Pfalz beschäftigt. Die Schädel sind seit 142 Jahren Bestandteil der Berliner Rudolf-Virchow-Sammlung. In den Gräbern wurden auch zahlreiche Grabbeigaben gefunden, die sich heute, zumindestens noch teilweise, am Berliner Museum für Vor- und Frühgeschichte befinden. Wenig war über die Funde bislang bekannt. Diese bestehenden Wissenslücken zu schließen, war Ziel der beiden Abschlussarbeiten. Die Herangehensweisen waren dabei von vornherein interdisziplinär ausgelegt und umfassten archäologische, historische und anthropologisch-taphonomische Betrachtungen. Im Mittelpunkt standen einerseits Fragen der Provenienz – der genauen Herkunft und der archäologischen Datierung, den Fundumständen und dem geschichtlichen Werdegang des Alsheim Bestandes in den Berliner Sammlungen. Anderseits wurde versucht anhand taphonomischer Verteilungsmuster die weitestgehend unbekannten Grabkontexte zu rekonstruieren. Letztlich konnten so interessante Ergebnisse vorgelegt werden, welche nicht nur die Ortsgeschichte Alsheims betreffen, sondern auch die Aufarbeitung der Sammlungsgeschichte.

2019-12-06

150 Jahre BGAEU

Thementag: Der Beitrag von BGAEU-Archiv und -Publikationen zur Wissenschaft und Forschung damals und heute

Einführung:
Alexander Pashos (Vorsitzender der BGAEU): 150 Jahre BGAEU – Wo stehen wir heute?

Themenvorträge:
(1) Markus Schindlbeck (stellv. Vorsitzender): Die Zeitschrift für Ethnologie, ein Rückblick auf die Entstehungszeit
und ein Ausblick auf die Entwicklung im 21. Jahrhundert.

(2) Horst Junker & Nils Seethaler (Archiv, Berlin): Das Archiv der BGAEU zwischen 1945 und heute –
Dokumentationsort, Leihgeber und Quelle der Forschung.

(3) Christian Andree (Kiel): Die Rudolf-Virchow-Gesamtausgabe. Aspekte der Bewältigung eines Jahrhundertwerks.

Schlussdiskussion

Mit herzlicher Einladung zum anschließenden feierlichen Umtrunk!

Bitte beachten Sie den veränderten Veranstaltungsort!

Archäologisches Zentrum SMB
Geschwister-Scholl-Str- 6
10117 Berlin
Brugsch-Pascha-Saal

2019-10-28

Andrea Scholz, Berlin

Gabe und Gegengabe. Epistemologische und ethische Herausforderungen der Kooperation zwischen Museum und „Herkunftsgesellschaften“

Die Zusammenarbeit mit den sogenannten Herkunftsgesellschaften der Sammlungen wird im Diskurs um „gute Museumspraxis“ in ethnologischen Museen immer wichtiger. Was sich in der Öffentlichkeit sinnvoll und richtig anhört, ist hinter den Kulissen oft von Widersprüchen und Widerständen gekennzeichnet. Zum einen haben die Herkunftsgesellschaften ihre eigenen Interessen und Ansprüche, die nicht unbedingt mit der kulturpolitischen Agenda zusammenpassen. Zum anderen sind die Strukturen, in denen ethnologische Museen agieren, nur wenig auf Zusammenarbeitsprojekte vorbereitet.

Andrea Scholz gibt einen Einblick in die von ihr koordinierte Langzeitkooperation zwischen dem Ethnologischen Museum Berlin (SMB/SPK) und indigenen Organisationen und Institutionen höherer indigener Bildung in Brasilien, Kolumbien und Venezuela. Die Chancen und Hindernisse erfolgreicher Zusammenarbeit werden an verschiedenen Praxiserfahrungen aus dem Projekt deutlich.

2019-07-29

Markus Schindlbeck, Stahnsdorf

Südsee kommt nach Berlin: Provenienzforschung zu Sammlungen aus dem Ethnologischen Museum Berlin

Provenienzforschung bestimmt heute zunehmend die Agenda ethnologischer Museen. Mit den Schlagworten von Kunstraub und Kolonialbeute wird in den Medien die Sammeltätigkeit pauschal diskreditiert. Sammeln wird heute als Aneignung beschrieben, Sammelleidenschaft als Sammelwut. Im neu veröffentlichten Leitbild der Staatlichen Museen zu Berlin wird unter den Handlungsfeldern "Sammeln" nicht mehr erwähnt, unter "Bestandsaufbau" will man lediglich "zeitgenössische Kunst und Kulturgüter" ergänzen. Provenienzforschung stößt jedoch an Grenzen, wenn nur die unmittelbare erste Stufe der Herkunft bekannt ist. In dem Beitrag soll daher an einzelnen Beispielen unterschiedlicher Gegenstände der Vorgang dieser Aneignung untersucht werden. Dabei werden die Beispiele in ihren jeweiligen zeitlichen Kontext gestellt. Die oft übersehene Mitwirkung der ursprünglichen Eigner der Gegenstände soll dabei mehr in den Vordergrund gestellt werden. Dadurch erhält der Prozess der Aneignung mehrere Agenten, die in der bisherigen eurozentrischen Darstellung übersehen wurden.

2019-06-24

Cora Bender, Siegen

„Sovereign Health“ - Politik und Gesundheit im indigenen Nordamerika

Was bedeutet Souveränität auf dem Gebiet der Gesundheitspolitik und praktischen Gesundheitsfürsorge indigener Gruppen in Nordamerika? Auf der Grundlage mehrjähriger Feldforschungen bei indigenen Gruppen im Gebiet des amerikanischen Mittelwestens gibt der Vortrag einen Einblick in aktuelle gesundheitspolitische Probleme und Debatten und schildert indigene Praktiken der Resilienz und Regeneration.
Ein besonderes Augenmerk liegt dabei auf der Historizität und Medialität dieser indigenen Praxis.

2019-05-27

Immo Heske (Georg-August-Universität Göttingen)

Die bronze- und früheisenzeitliche Hünenburg bei Watenstedt (Niedersachsen). Aktuelle Forschungen zu Befestigung - Unterstadt - Gräberfeld- Kultareal.

Ausgehend von der um 1130 v. Chr. errichteten Befestigungsanlage tastete sich die Forschung in das direkte Umfeld der Hünenburg vor. Geomagnetische Prospektionen und Grabungsflächen wurden eng aufeinander abgestimmt, knapp 40 ha wurden mittlerweile prospektiert. Die Grabungen schlossen sich an, mit Befunderhaltungen von bis zu 2 m Mächtigkeit und immer wieder Überraschungen: Gießformen, menschliche Skelettreste, dann auch Tierdeponierungen. Und Keramik, Keramik, Keramik. Eine riesige Unterstadt an einer bronzezeitlichen Burg. Mit der Ausweitung der Grabungen konnten dann das Gräberfeld und ein Kultareal erschlossen werden, sie verdeutlichen den Aktionsradius der Menschen und die Einbindung in die mitteleuropäischen Kontexte. Aber nach vielen Jahren im Umfeld erfolgten dann wieder Untersuchungen an der Burg. Erstaunlich, was so ein Wall zu enthalten vermag und was es mit dem Innenraum der Burg auf sich hat. Der Vortrag fügt den erzielten Wissensstand zusammen und gibt Einblicke in neueste Forschungsfragen.

2019-04-29

Mitgliederversammlung

Tagesordnung:
Rechenschaftsbericht des Vorsitzenden
Kassenbericht für das Jahr 2018
Bericht der Rechnungsprüfer
Aussprache zu den Berichten
Entlastung des Vorstands und des Schatzmeisters
Tätigkeitsbericht der Zeitschrift für Ethnologie (Lars-Christian Koch)
Planung einer Exkursion
Verschiedenes

Anschließend folgen in einer öffentlichen Sitzung ab 18 Uhr die Vorträge der diesjährigen Preisträgerinnen des Rudolf-Virchow-Förderpreises.
Angela Schweizer, Berlin/Brüssel
„Auswirkungen europäischer Externalisierungspolitik auf Subsahara-Migrant_innen in Marokko“

Annett Hofmann (vertreten durch Anita von Poser)
„Mädchen sind wie Blumen, Jungen sind wie Dornen“ – Blicke aus der kindzentrierten Anthropologie auf Konzepte und Aushandlungen von Genderrollen in Interaktion von Geschwisterkindern in Huasao, Region Cusco, südperuanische Anden.

2019-03-25

Uwe Hoßfeld, Jena

Ernst Haeckel – Der Gegenpapst aus Jena: zwischen Wissenschaft und Religion

Der Jenaer Zoologe Ernst Haeckel (1834-1919) zählt zu den bekanntesten, zugleich aber auch umstrittensten Naturforschern des 19. und beginnenden 20. Jahrhunderts. Als einer der frühesten Anhänger und streitbarsten Verfechter der Darwinschen Evolutionstheorie – neben „Darwins Bulldogge“ Thomas Henry Huxley“ – stellt er eine Zentralfigur in der Frühgeschichte des Darwinismus dar. Doch sein Name steht nicht nur als Symbol für die Auseinandersetzungen um den Entwicklungsgedanken und dessen Popularisierung in dieser Zeit, sondern auch für ein aktives Eintreten für den von ihm formulierten und postulierten Monismus. Die enge und stete Verknüpfung von Wissenschaft, Weltanschauung, Religion und Künstlertum gaben und geben seinem Wirken ebenso ein charakteristisches Gepräge, boten zugleich aber auch Möglichkeiten für kontroverse Interpretationen, Angriffe und politisch-ideologische Vereinnahmungen unterschiedlichster Art. Seine materialistischen, lamarckistischen, rassenhygienischen und monistischen Auffassungen führten im 19. und besonders 20. Jahrhundert bei einer Reihe von Politikern und Wissenschaftlern in verschiedenen gesellschaftlichen Systemen dazu, diese in ihrem Sinne zu interpretieren. Würdigungen wie „Deutscher Darwin“, „Luther gleich“ stehen neben Diffamierungen als „Agent des Satans“, „Pestilenz von Jena“, „Affenprofessor“ oder „Fälscher“. Haeckel zählt neben Fritz Müller zu den Ersten, die das „Biogenetische Grundgesetz“ formulierten, noch heute in der biologischen Terminologie verwendete Begriffe wie Ontogenie, Phylogenie, Ökologie, Chorologie und Stamm gehen auf ihn zurück.
Der Vortrag wird dieses Themenfeld – anlässlich des 100. Todestages von Haeckel – vorwiegend thematisieren.

2019-02-25

Han F. Vermeulen, Halle (Saale)

Ethnographie, Ethnologie und Anthropologie im 18. und 19. Jahrhundert

Die Geschichte der Ethnologie beginnt für viele erst ab 1860 mit Adolf Bastian in Deutschland und E.B. Tylor in England oder ab 1887 mit Franz Boas in den USA. So kann man es in den Lehrbüchern lesen: Die Wurzeln der Ethnologie liegen im 19. Jahrhundert; in Deutschland fängt die Ethnologie mit Bastian an. Ähnlich wird die Genese der Anthropologie oft mit dem Wirken von Rudolf Virchow in Berlin verbunden. Meine Recherchen haben jedoch ergeben, dass beide Disziplinen bereits im 18. Jahrhundert entstanden sind, und zwar als parallele Entwicklungen in unterschiedlichen Wissensbereichen. Im Vortrag werde ich hierauf Bezug nehmen und zeigen, dass die Ethnographie 1732-1747 im Rahmen der Erforschung Sibiriens von dem Historiker G.F. Müller als eine beschreibende und vergleichende Studie aller Völker hervortrat; dass die Ethnologie 1771-1775 von A.L. Schlözer in Göttingen als eine allgemeine Völkerkunde eingeführt und 1781-1783 von A.F. Kollár in Wien als ethnologia definiert wurde; und dass die Anthropologie als eine "Naturgeschichte des Menschen" durch Linné in den Jahren 1735-1758, durch Buffon von 1749 bis 1777 und durch Blumenbach in den Jahren 1775-1795 herausgebildet wurde. Diese Entwicklungen kann man bis zur Gründung der BGAEU im Jahr 1869 gut nachvollziehen

2019-01-28

Julia Gresky, Berlin

Überraschende Entdeckungen – Anthropologische Forschungen in der Archäologie

Anthropologische Untersuchungen tragen schon lange wichtige Informationen zur archäologischen Forschung bei. Als direkte archäologische Quelle zeigt das menschliche Skelett, was die Menschen erlitten haben und unter welchen Bedingungen sie lebten. So fallen bei Untersuchungen menschlicher Knochen Veränderungen auf, die auf Unfällen oder Kampfhandlungen zurückzuführen sind, die Modewellen wie die Schädeldeformation belegen, oder die Rückschlüsse auf die Ernährung anhand des Zahnstatus zulassen. Neben diesen regelmäßigen Befunden gibt es aber auch immer wieder unerwartete Entdeckungen während der anthropologischen Arbeit, die das Thema dieses Vortrags sind: So wurde bei einer Routineuntersuchung zur Altersbestimmung der bisher älteste bekannte Fall einer Marmorknochenerkrankung gefunden. Es handelt sich hierbei um eine sehr seltene genetisch bedingte Erkrankung, die zu einer massiven Gewichtszunahme der Knochen führt. Die Knochen stammen aus einer steinzeitlichen Großsiedlung aus Albanien und belegen, dass es seltene genetische Erkrankungen schon seit langer Zeit gibt, zeigen aber auch die Fürsorge, die der Erkrankte vor ca. 6000 Jahren in seiner Gruppe erfahren hat.

Medizinische Eingriffe wie die Trepanation, eine operative Schädeleröffnung, wurden seit dem Mesolithikum in vielen Bereichen der Welt durchgeführt. Im Nordkaukasus in der Bronzezeit auf eine besondere Art und Weise, die auf rituelle Ursachen der Operation schließen lässt. Eine hohe Kindersterblichkeit wird häufig in großen Siedlungen mit schlechten hygienischen Verhältnissen beobachtet. Aber auch weitere Faktoren wie z.B. Mangelernährung spielen eine Rolle. In der steinzeitlichen Siedlung Shir in Syrien ist die Kindersterblichkeit trotz der günstigen Lage der Siedlung in Flussnähe in einer sehr fruchtbaren Landschaft besonders hoch. Welche weiteren Ursachen kann die hohe Kindersterblichkeit gehabt haben? Einen möglichen Hinweis liefern die archäobotanischen Untersuchungen.

2018-12-10

Ricarda Kopal (Ethnologisches Museum der Staatlichen Museen zu Berlin)

Von Island nach Berlin: Jón Leifs‘ Musikaufnahmen 1926-1933.

Der Tonträgerbestand des historischen Berliner Phonogramm-Archivs, heute Teil der musikethnologischen Sammlungen des Ethnologischen Museums Berlin, umfasst 351 sehr unterschiedlich große Sammlungen von Wachszylinder-Aufnahmen. Darunter befinden sich auch Aufnahmen aus Island. Diese als Sammlung Leifs Island archivierten Tonträger wurden von dem isländischen Musiker und Komponisten Jón Leifs bei Reisen durch Island 1926, 1928 und 1933 aufgenommen. Der Vortrag spürt der Zusammenarbeit von Leifs mit dem Berliner Phonogramm-Archiv, namentlich Erich Moritz von Hornbostel nach und beleuchtet Arbeitsweisen und Erkenntnisinteressen der damaligen Vergleichenden Musikwissenschaft. Darüber hinaus spielt das Interesse von Leifs an der Erforschung isländischer Volksmusik auch für sein kompositorisches Schaffen eine wichtige Rolle. Der Vortrag widmet sich abschließend Fragen und Problemstellungen, die sich aus einer heutigen Perspektive auf diese historischen Tonaufnahmen ergeben, die als Bestandteil des Berliner Phonogramm-Archivs seit 1999 zum UNESCO-Welterbe gehören.

2018-11-19

Norbert Lenz, Karlsruhe

Eiszeitkunst aus Amerika

Eiszeitkunst ist ein besonders faszinierender Aspekt der Menschheitsgeschichte. In Europa wurden Hunderte Höhlen mit Malereien entdeckt, aber auch Felsgravuren und Schnitzereien aus Elfenbein und Knochen. Die Höhlen von Chauvet und Lascaux in Südfrankreich sowie von Altamira und Ekain in Nordspanien mit ihren Tausenden von Tierdarstellungen einschließlich ausgestorbener Megafauna zählen zum UNESCO-Weltkulturerbe. Seit Juli 2017 gilt dies auch für sechs Höhlen auf der Schwäbischen Alb, in denen berühmte Elfenbeinskulpturen und frühe Musikinstrumente gefunden wurden.
Demgegenüber sind Beispiele für Eiszeitkunst aus Amerika selten und ihre Datierung ist oft umstritten. Im Jahr 2009 wurde auf einem in Florida gefundenen, mindestens 10.000 Jahre alten Knochenfragment die eingravierte Darstellung eines Rüsseltiers entdeckt. Bereits 1870 wurde in Zentralmexiko ein mindestens 11.000 Jahre altes Kreuzbein einer ausgestorbenen Kamelart gefunden, das durch Bearbeitung (Gravuren, Schnitzereien) dem Kopf eines Hundes ähnelt. Bei Ausgrabungen am Gault Site in Texas wurde zusammen mit Clovis-zeitlichen Artefakten eine Zierscheibe aus Kalkstein entdeckt, die vor 13.000 Jahren mit einer floralen Gravur versehen worden war. Bei anderen Funden bestehen Zweifel an der Authentizität, doch ranken sich spannende Geschichten um sie.
Höhlen mit Eiszeitkunst wurden in Amerika noch nicht entdeckt. Es gibt zwar auch in Amerika Höhlen mit Malereien und Gravuren, doch reicht deren Alter nicht bis in das Eiszeitalter zurück. Frühe Felsbilder Amerikas wurden im Freien angefertigt, vor allem an Felsüberhängen. Dies gilt z.B. für die UNESCO-Weltkulturerbestätte Cueva de las Manos in Argentinien, deren älteste Darstellungen 11.000 Jahre alt sind. Für Felsgravuren (sog. Petroglyphen) aus Kalifornien, Nevada und Wyoming wurde ein Alter von 10.000 bis 15.000 Jahren ermittelt, für Felsbilder von Pedra Furada in Nordost-Brasilien sogar ein Alter von mindestens 17.000 Jahren.
Mit Beispielen aus Nord-, Mittel- und Südamerika soll durch den Vortrag ein aktueller Überblick vermittelt werden, was heute über Eiszeitkunst bzw. prähistorische Kunst aus Amerika bekannt ist. Grundlage waren umfangreiche Recherchen, die vom Naturkundemuseum Karlsruhe im Rahmen der Sonderausstellung „Amerika nach dem Eis – Mensch und Megafauna in der Neuen Welt“ durchgeführt worden sind.

2018-07-23

Robert Kuhn, Berlin

Das Gräberfeld vom Gebel es-Silsileh (Ägypten) Einblicke in eine vergessene frühzeitliche Nekropole anhand des im Ägyptischen Museum Berlin aufbewahrten Materials

Die Beschäftigung mit Altgrabungen wirft zwar immer wieder spannende Fragen auf und ist auch weiterhin von großer Bedeutung, doch ist man schnell mit speziellen Problemen und klaren Grenzen konfrontiert. Ein solch schwieriger Fall stellt sich uns auch bei der frühzeitlichen Nekropole vom Gebel el-Sisileh (Oberägypten), die während zweier kurzer – nur wenige Tage dauernder Kampagnen – in den Jahren 1897 und 1902 „ausgegraben“ worden ist. Bis heute fehlt eine detaillierte Grabungsdokumentation inklusive eindeutiger geographischer Verortung des einstigen Grabungsareals. Erhalten haben sich allerdings in mehreren europäischen Sammlungen – darunter auch im Berliner Ägyptischen Museum und Papyrussammlung – einige interessante Funde aus diesem Friedhof. Das Berliner Konvolut kam sehr wahrscheinlich durch Vermittlung von G. Schweinfurth in die Sammlung und hat bislang keine besondere Aufmerksamkeit erhalten. Wenngleich viele wichtige Informationen – so z.B. die ehemalige Grabanzahl etc. – auch weiterhin ungeklärt bleiben, so bezeugen die Funde und die Nekropole selbst, dass vor Ort mit einer Siedlung des 4./3. Jt. v. Chr. zu rechnen ist, die durchaus überregionale Bedeutung gehabt haben dürfte. Darüber hinaus ergeben sich interessante Einblicke in ungewöhnliche Formen der Bestattungspraxis und solche auf Objekte der materiellen Kultur dieser Zeit, die gleichsam diskussionswürdig sind.
Neben der klassischen archäologischen Methodik zur Aufarbeitung wurden in den letzten Jahren unterschiedliche naturwissenschaftliche Methoden zum Einsatz gebracht, um dem vorhandenen Material neue Informationen abzuringen. Dabei zeigte sich jedoch einmal mehr, wie schwierig die Arbeit mit Altfunden letztlich ist.

2018-06-25

Olga Gabelmann (Universität Bonn/ Abteilung für Altamerikanistik)

Formativzeitliches Töpferhandwerk und Transkulturalität im Hochtal von Cochabamba, Bolivien.

Das Hochtal von Cochabamba weist gleich mehrere Siedlungen mit Resten von Brennöfen für die Keramikproduktion aus dem 1. Jtsd. v.Chr. auf. Solche Befunde sind im südzentralen Andenraum generell eher selten. Die einzelnen Töpferwerkstätten produzieren jedoch unterschiedliche Warengruppen, die sich technologisch und funktional voneinander unterscheiden und dennoch in allen Siedlungen benutzt wurden. Das Projekt versucht die Gründe für ein solches Phänomen zu beleuchten. Wer sind die Produzenten und welche lokalen und supra-lokalen Handelssysteme sind für die Güterverteilung verantwortlich? Können wir evtl. unterschiedliche Gruppen in den Werkstätten fassen? Auch wenn eine Lösung dieser Fragen noch nicht im Raum steht, sollen hier die vorläufigen Resultate aus dem Projekt vorgestellt werden.

2018-05-28

Christiane Scheffler, Potsdam (mit Berry Bogin, Michael Hermanussen)

Warum werden Menschen groß? - Körperhöhe und soziale Stellung

Soziale Identität, wahrgenommene Zugehörigkeit zu einer sozialen Gruppe, soziale Stellung und Identitätssignale sind wichtige Faktoren, die soziale Normen prägen. Viele dieser Faktoren können mit Veränderungen des Hormonhaushaltes einhergehen und damit Merkmale wie Körpermasse und Körperhöhe beeinflussen. Dominanz innerhalb einer Gruppe kann ein starker Impuls für Wachstum und strategische Wachstumsanpassungen (strategic growth adjustment) sein (Huchard et al. 2016).
Wir diskutieren historische Daten ab Mitte des 19. Jahrhunderts zur Körperhöhe und eigene aktuelle Untersuchungen an mehr als 1700 Kindern aus Indonesien im sozialen und biologischen Kontext.
In vielen europäischen Ländern ist die durchschnittliche Körperhöhe seit vielen Jahrzehnten annähernd linear gestiegen (1-2 cm/Dekade) und verlangsamte sich selbst in Zeiten von wirtschaftlichen Krisen, Kriegen und Hungersnot nur geringfügig. In Deutschland gab es den größten säkularen Trend in der Körperhöhe in den 1920er Jahren und nach dem Zweiten Weltkrieg. Indonesische Kinder sind heute z.T. deutlich kleiner als die WHO-Referenz, ein Einfluss der Ernährung auf die Körperhöhe ist nicht erkennbar.
Wir gehen davon aus, dass (1) Individuen ihre Körperhöhe in Gruppen als Merkmal der sozialen Identität aufeinander beziehen (community effect); dass (2) Demokratisierung, aber auch politische Unruhen und soziale Mobilität das bessere Wachstum der unteren sozialen Schichten verstärken; und dass (3) diese Zunahme der Körperhöhe als soziale Herausforderungen wahrgenommen wird und die Körperhöhen in der dominanten oberen sozialen Schichte ebenfalls, wenn auch abgeschwächt positiv beeinflussen.
Jüngste zoologische Belege für ein Konkurrenz-Wachstum (competetive growth) bei sozialen Säugetieren lassen Wachstumsanpassungen auch beim Menschen als Ausdruck reorganisierter sozialer Identität während und nach relevanten politischen Ereignissen vermuten. Gesellschaftliche Umbrüche ändern die Wahrnehmung der eigenen zukünftigen sozialen Position und können dadurch das Körperhöhenwachstum im Sinne einer strategischen (sozialen) Wachstumsanpassung beeinflussen. Wir betrachten endgültige Körperhöhe als die "eingefrorene Wahrnehmung" der Vorstellung eines Jugendlichen von seiner zukünftigen Positionen im sozialen Netzwerk (Körperhöhe ist ein Signal). Der endokrine Mechanismus dieser Wachstumsregulation ist noch nicht geklärt. Eine "Kandidatenrolle" spielt das Wachstumshormon-IGF-1, einer der stärksten Modulatoren der Erwachsenenkörperhöhe. Die Daten sprechen für eine enge Verknüpfung von endokrinen System und sozialen Netzwerken (Social Network Analysis).

2018-04-23

Mitgliederversammlung

Tagesordnung:
Rechenschaftsbericht des Vorsitzenden
Kassenbericht für das Jahr 2017
Bericht der Rechnungsprüfer
Aussprache zu den Berichten
Entlastung des Vorstands und des Schatzmeisters
Tätigkeitsbericht der Zeitschrift für Ethnologie (Lars-Christian Koch)
Planung einer Exkursion
Verschiedenes

Anschließend findet ein gemütliches Beisammensein statt.

2018-03-26

Ute Brinker & Harald Lübke, Schleswig (in Kooperation mit Valdis Berzins, John Meadows, Kenneth Ritchie, Ulrich Schmölcke und Ilga Zagorska)

Auf den Spuren Rudolf Virchows – Neue Forschungen zum steinzeitlichen Muschelhaufenfundplatz Rinnukalns (Rinnehügel) im Norden Lettlands

Der am Ausfluss des Flusses Salaca aus dem Burtnieksee im nordöstlichen Lettlandgelegene Fundplatz Rinnukalns ist forschungsgeschichtlich von besonderer Bedeutung, da er nicht nur einer der ersten im Baltikum entdeckten steinzeitlichen Fundstellen, sondern auch der einzige bekannte binnenländische Muschelhaufenplatz im östlichen Baltikum ist, vergleichbar den bekannten „Kokkenmoddinger“-Fundstellen in Dänemark. Die Entdeckung gelang in den 1870er dem deutsch-baltischen Grafen Carl Georg Sievers, einem der Pioniere der archäologischen Forschung Lettlands. Da Sievers bei der Bewertung dieser Fundstelle aber erheblichen Widerspruch erfahren hatte, lud er 1877 Rudolf Virchow zu einem Besuch der Fundstelle Rinnukalns ein und überließ ihm später alle anthropologischen Funde seiner Ausgrabungen.
Der Fundplatz selbst galt nach weiteren Ausgrabungen Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts als vollständig ausgegraben und für weiteren Forschungen als erschöpft, bis 2011 in gemeinsamer Untersuchung des Instituts für Lettische Geschichte der Universität Riga und dem ZBSA, Schleswig, die Erhaltung intakter feinstratifizierter Fundschichten nachgewiesen werden konnte. Naturwissenschaftliche Untersuchungen und Analysen der Stratigraphie lieferten rasch vielversprechende Resultate. Gleichzeitig konnten mit Unterstützung der zuständigen Kustodin B. Teßmann im Magazin der BGAEU die Altfunde relokalisiert werden, die C. Sievers nach Berlin gesandt und R. Virchow für seine anthropologische Sammlung überlassen hatte. Dadurch konnte auch das anthropologische Altmaterial des Fundplatzes gesichtet und durch Radiokarbondatierungen der Nachweis erbracht werden, dass sich darunter auch zwei steinzeitliche Bestattungen befanden. Auf diesen Voruntersuchungen basierend wurde in Jahr 2016 ein Antrag auf Forschungsförderung bei der DFG eingereicht, der zum Ende des Jahres auch bewilligt wurde. Ab 2017 finden nun gemeinsam mit den lettischen Kollegen Valdis Berzins und Ilga Zagorska neue Forschungen an diesem einzigartigen Fundplatz statt. Der Vortrag wird ausführlich auf die Forschungsgeschichte des Fundplatzes, die Ergebnisse der Voruntersuchungen seit 2011 und auf die laufenden Arbeiten im Rahmen des neuen DFG-geförderten Forschungsvorhabens eingehen.

2018-02-26

Paola Ivanov, Lili Reyels, Kristin Weber-Sinn, Berlin

Zu einer „Reaktivierung“ ethnologischer Sammlungen im Kontext von Provenienzforschung

Der Vortrag stellt zwei Projekte des Ethnologischen Museums Berlin vor, die infolge der „Wiederauffindung“ von Kriegsbeute aus dem Maji-Maji-Krieg (und weiteren militärischen Konflikten im heutigen Tansania) in den Museumssammlungen initiiert wurden:
Zum einen wird in einem zweijährigen Projekt die Provenienz ausgewählter Bestände aus der Tansania-Sammlung vertiefend erforscht. Zum anderen hat das „Humboldt Lab Tanzania“ einen interdisziplinären kritischen Dialog zwischen Wissenschaftler*innen, Kulturschaffenden und Museumskurator*innen aus Deutschland und Tansania angestoßen, dessen Ergebnisse Anfang 2017 in Tansania in der Ausstellung „Living inside the story“ präsentiert wurden. Im Fokus des Vortrags steht insbesondere die Notwendigkeit, die langfristige Zusammenarbeit mit Kolleg*innen aus den jeweiligen Herkunftsregionen der Objekte als unabdingbare Voraussetzung für ethnologische Provenienzforschung zu etablieren.

2018-01-29

Bernhard Heeb, Berlin

Corneşti-Iarcuri (RO) - Aktuelle Forschungen an der größten bronzezeitlichen Befestigungsanlage Europas (2007–2017)

Im rumänischen Banat, unweit der ungarischen und serbischen Grenze, liegt die spätbronze-zeitliche Befestigungsanlage Corneşti-Iarcuri. Mit vier Verteidigungswälle und einer Gesamtfläche von ca. 17,7 km² ist sie das größte bekannte bronzezeitliche Bodendenkmal Europas. Seit 2007 führen das Muzeul Naţional al Banatului Timişoara, das Museum für Vor- und Frühgeschichte zu Berlin und die Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main Forschungen an dieser Siedlung durch. Seit Sommer 2013 wird das Projekt durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft gefördert. Mit jeder Grabung ergeben sich neue faszinierende Ergebnisse und die wissenschaftlichen Fragen scheinen dadurch eher mehr als weniger zu werden. Doch entsteht nach 11 Jahren Feldforschung nun langsam aber sicher ein konkretes Bild über die befestigte Siedlung, ihre Nutzung und ihren "Lebenszyklus". Der Vortrag möchte die aktuellen Erkenntnisse erörtern und einen faszinierenden Blick in die Geschichte und Erforschung einer spätbronzezeitlichen Mega-Site bieten.

2017-12-11

Susanne Stegmann-Rajtár (Institute of Archaeology/ Slovak Academy of Sciences)

Neue Erkenntnisse zur Hallstattzeit in der westlichen Slowakei aufgrund der Grabungen in der befestigten Höhensiedlung Smolenice-Molpír.

In der späten Urnenfelder- und in der Hallstattzeit fällt das nordwestliche Karpatenbecken durch eine bemerkenswerte kulturelle Vielgestaltigkeit auf. Vor allem die Landschaft der westlichen Slowakei war ein Kontaktgebiet von drei Bereichen: des mitteldonauländischen, Lausitzer und reiternomadischen Kulturkreises. Im älteren Abschnitt der Hallstattzeit (Hallstatt C) gehörte dieses Gebiet der Osthallstattkultur an. Stellvertretend waren vor allem die Kalenderberggruppe und die Hallstattgruppe des mittleren und nordöstlichen Transdanubiens. Nach dem Zusammenbruch des osthallstättischen Kultursystems verbreitete sich in diesem Gebiet, mit Schwerpunkt in der Stufe Hallstatt D, die Vekerzug-Kultur aus.
Die umfangreichen Grabungen auf der befestigten Höhensiedlung Smolenice-Molpír wurden für das Archäologische Institut der Slowakischen Akademie der Wissenschaften Nitra in den Jahren 1963-1971 durch Sigrid und Mikuláš Dušek durchgeführt. Schon damals deuteten die Funde auf eine unterschiedlich intensive Besiedlung in vielen vor- und frühgeschichtlichen Perioden hin, wobei die hallstattzeitlichen Funde jedoch eindeutig die Mehrheit bildeten. Während in der ersten und zweiten Vorburg nur wenig gegraben wurde, hat man sich vor allem auf die Freilegung der Hauptburg (Akropolis) konzentriert und eine enorme Zahl von Keramik und Kleinfunden festgestellt. Kleinere Nachgrabungen und geophysikalische Prospektionen haben 2008 in Kooperation mit der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn stattgefunden. Im Jahr 2015 haben weitere Nachgrabungen und auch LIDAR-Untersuchungen mit Unterstützung des Bürgervereins der Gemeinde Smolenice, stattgefunden.
Der Vortrag befasst sich mit den Ergebnissen bisheriger Forschungen auf dem Smolenice-Molpír. Das Fundmaterial der langjährigen Grabungen illustriert mit seiner verschiedenartigen Zusammensetzung zunächst regionale Entwicklungen innerhalb der nordostalpinen Hallstatt- und Lausitzer Kultur, darüber hinaus gibt es aber auch viele fremde Elemente, die Fernbeziehungen einerseits zum Südostalpenraum und zum südöstlichen Karpatenbecken und andererseits zum westlichen Mitteleuropa erkennen lassen. Die Bedeutung der Höhensiedlung liegt vor allem darin, dass sie im Schnittpunkt des mitteldonauländischen, lausitzer und reiternomadischen Kulturkreises entstand und sich in der älteren Hallstattzeit zu einem der bedeutendsten Zentralplätze am Nordrand des ostalpinen und westpannonischen Gebietes entwickelte.

2017-11-27

Claus Deimel (Staatliche Kunstsammlungen Dresden)

Stimmen aus dem indianischen Amerika 45 Jahre ethnologische Forschung in der Sierra Tarahumara im Norden Mexikos.

Der Vortrag möchte die Situation des Forschers in spätkolonialer Zeit (also heute) beschreibend in eine wissenschaftliche Fragestellung einbetten und zeigen, in welcher Weise soziale Beziehungen dem Druck von ökonomischer und demographischer Verdrängung standhalten und sich neu bilden können. Der Vortrag beschreibt eine mehr als vier Jahrzehnte andauernde Forschung mit einer kleineren Gruppe der Rarámuri der Sierra Tarahumara und entwickelt eine ethnologische Form der Darstellung, soziale Beziehungen in indigenen Denk- und Verhaltensweisen sprechen zu lassen. Im Anschluss an den Vortrag besteht die Möglichkeit einen Film des Autors: „Die Masken des Simón Morales. Kleine Philosophie von Eigenen und vom Anderen“ (28 min) zu sehen.
Claus Deimel arbeitet seit seiner frühen Studienzeit mit einer Gruppe der Rarámuri in der Sierra Tarahumara (Nordwestmexiko) zusammen und hat hierzu bisher zahlreiche ethnographische und theoretische Arbeiten, auch Filme, vorgelegt. In Deutschland arbeitete Dr. Deimel als Kurator und später Direktor in verschiedenen völkerkundlichen Museen (Hamburg, Bremen, Hannover, Leipzig, Dresden, Herrnhut). Bis 2013 war er Direktor der Staatlichen Ethnographischen Sammlungen Sachsen und Stellvertreter des Generaldirektors der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden. Er kuratierte zahlreiche Ausstellungen, arbeitet zur Zeit über die Geschichte des Museums und die Aktualität sog. indigener Gruppen und ist Mitglied mehrerer wissenschaftlicher Gesellschaften und Beiräte. Vor kurzem hat er das Buch „Des Museums neue Kleider. Die Riten im Museum der Menschen“ (VWB Verlag Berlin 2017) vorgelegt.

2017-10-30

Peter Bolz (Ethnologisches Museum der Staatlichen Museen zu Berlin)

Johan Adrian Jacobsen – Sammler für das Königliche Museum für Völkerkunde Berlin.

Der Norweger Adrian Jacobsen (1853-1947) begann seine Karriere in Deutschland im Jahre 1877 als Organisator von Völkerschauen für den Tierhändler Carl Hagenbeck in Hamburg. 1881 machte er Adolf Bastian, dem Direktor des Berliner Museums für Völkerkunde, das Angebot, mit seinem Schiff „Eisbär“ eine Sammelreise rund um die Welt durchzuführen. Dazu gründete Bastian, seit 1869 auch im Vorstand der Berliner Gesellschaft für Anthropologie, Ethnologie und Urgeschichte (BGAEU), ein „Hilfs-Comité für Vermehrung der ethnologischen Sammlungen der Königlichen Museen zu Berlin“. Dieses „Comité“ bestand aus wohlhabenden Berliner Bürgern, Vorsitzender war der Bankier Isidor Richter, Stellvertreter der Bankier Valentin Weisbach, beide Mitglieder der BGAEU.
Ausgestattet mit über 20.000 Reichsmark konnte Jacobsen auf Sammelreise gehen, allerdings nicht wie vorgesehen rund um die Welt, da Bastian die Pläne geändert hatte und ihn nach British Columbia und Alaska schickte. Von dort sandte Jacobsen bis zu seiner Rückkehr 1883 etwa 7.000 Objekte nach Berlin. In der Sitzung vom 24. November 1883 berichtete er vor den versammelten Mitgliedern der BGAEU von dieser strapaziösen aber erfolgreichen ersten Sammelreise für das Berliner Museum.
Bis 1888 führte Jacobsen weitere Sammelreisen nach Nordost-Asien und Indonesien durch und brachte erneut mehrere tausend Objekte nach Berlin, stets in der Hoffnung, eine feste Anstellung am Museum zu erhalten. Bemerkenswert an diesen Reisen ist, dass sie nicht vom Preußischen Staat, sondern von engagierten Berliner Bürgern finanziert wurden, die sich in der damaligen „Gründerzeit“ als Mäzene für die Ethnologie stark machten. Die Geschichte von Jacobsens Reisen ist somit auch ein Teil der Geschichte der Berliner Gesellschaft für Anthropologie, Ethnologie und Urgeschichte.
Dr. Peter Bolz war von 1989 bis 2012 Leiter der Sammlung „Ethnologie Nordamerikas“ am Ethnologischen Museum Berlin. In der Dauerausstellung „Indianer Nordamerikas“, die von 1999 bis 2016 in Dahlem gezeigt wurde, waren große Teile der Sammlung Jacobsen aus British Columbia und Alaska zu sehen.

2017-07-31

Hans Dieter Ölschleger (Japanologisches Seminar der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität, Bonn)

Die Ainu: Über "gute Wilde", missing links und eine diskriminierte Minderheit im Norden Japans.

Den meisten Deutschen sind die Ainu wohl nur bekannt aus dem Kreuzworträtsel als Antwort auf die Frage nach den Ureinwohnern Japans. Um eine wichtige Aussage des hier angekündigten Vortrages vorwegzunehmen: das waren sie nicht. Die Ainu sind vielmehr die indigene Bevölkerung der japanischen Nordinsel Hokkaidō, der südlichen Hälfte Sachalins und der Insel der Kurilenkette. Und entgegen einer heute oft geäußerten Meinung, sind sie auch nicht ausgestorben, es hat vielmehr den Anschein, dass heute so viele Ainu leben wie nie zuvor, und das als weiterhin diskriminierte Minderheit in Japan.
Erste Kunde von der Existenz der Ainu erreichte Europa bereits wenige Jahre, nachdem der portugiesische Abenteurer Fernão Mendez Pinto 1543 als erster Europäer nach Japan gekommen war. In den folgenden Jahrhunderten standen sie im Blickpunkt des wissenschaftlichen Interesses als „Gute Wilde“ (einem nahen Verwandten des „Edlen Wilden“ der europäischen Aufklärung), dann als die vermeintlich „primitivste“ Kultur der Welt, als missing link zwischen Mensch und Tier, schließlich wurden zur Lösung des so gennannten Ainu-Problems die abenteuerlichsten Theorie über ihren Ursprung, ihre Zugehörigkeit zu den Kaukasoiden und ihre vermeintlichen Wanderungen an den Ostrand des eurasischen Kontinents diskutiert. In diesem Zusammenhang muss auch auf die Beschäftigung der physischen Anthropologie mit den Ainu eingegangen werden, was zu einer nicht unbeträchtlichen Zahl von Knochen (Schädel, aber auch komplette Skelette) von Ainu in europäischen Sammlungen geführt hat.
In diesem Vortrag soll allerdings nicht nur diese sich wandelnde Sicht der Ainu in der westlichen Wissenschaft und Öffentlichkeit nachgezeichnet werden, es soll ebenso versucht werden, ein realistisches Bild der Geschichte und der Kultur dieser ethnischen Gruppe zu entwerfen, von ihrer Entstehung im 12./13. Jahrhundert bis zur neuerlichen Entwicklung einer eigenständigen ethnischen Identität vor allem nach dem Ende des Pazifischen Krieges – finden wir hier schließlich den Grund, der auch zur Forderung der Ainu nach Rückgabe der sterblichen Überreste ihrer Angehörigen geführt hat.

2017-06-26

Erich Kasten (Kulturstiftung Sibirien, Fürstenberg/Havel)

Versöhnungsfeste mit der Natur im Nordosten Sibiriens Kilvej und Ololo der Korjaken auf Kamtschatka.

Das Weltbild vieler indigener Völker ist geprägt durch Erfahrungen des unmittelbaren Zusammenlebens mit der Natur. Da deren Kräfte ihnen nicht durch den Menschen beherrschbar erscheinen, suchen sie nach Wegen der Verständigung um sie zu ihrem Wohl zu beeinflussen. Bei Völkern auf Kamtschatka geschieht dies durch besondere rituelle Handlungen vor allem während jahreszeitlicher Feste. Durch das Ololo-Fest der Küstenkorjaken und das Kilvej-Fest der Rentierhalterkorjaken versuchen sie sich mit der Natur zu versöhnen, für das, was sie von ihr zum eigenen Überleben hatten nehmen müssen. Zunächst wird einleitend zusammengefasst, wie reisende Gelehrte und Ethnologen seit Mitte des 18. Jahrhunderts diese Feste erlebt und gegen den Hintergrund ihrer Zeit interpretiert hatten. Danach wird anhand eigener Feldforschungsergebnisse gezeigt, wie diese Feste bis heute durchgeführt werden und welche Bedeutungserweiterungen sie für die Beteiligten vor allem in neuerer Zeit erhalten haben. Fotos und kürzere Filmbeispiele illustrieren deutliche Variationen dieser Feste, wie sie an verschiedenen Orten dokumentiert wurden.

2017-05-29

Gisela Stappert (Johann Wolfgang Goethe-Universität, Frankfurt am Main)

Felsbilder: Kulturerbe der Menschheit Leo Frobenius und seine Malerinnen.

Für den in Berlin geborenen Ethnologen und Forschungsreisenden Leo Frobenius (1873–1938) zählte die Bilddokumentation zu den grundlegenden wissenschaftlichen Methoden seines 1898 in Berlin eingerichteten Afrika-Archivs und späteren Instituts für Kulturmorphologie. Die umfangreichen Bildersammlungen des heutigen Frobenius-Instituts an der Goethe-Universität in Frankfurt am Main, das seit 1946 den Namen seines Gründers trägt, sind weltweit bekannt.
Frobenius betrachtete ethnografische Bilder und Felsbildkopien grundsätzlich als wissenschaftliche und künstlerische Werke und wusste ihren komplementären Charakter wie wohl kein Zweiter gezielt einzusetzen. Daher gehörten stets auch professionell ausgebildete Maler, vor allem aber Malerinnen, zu den Expeditionsteams der 22 Forschungsreisen, die bis zum Ausbruch des Zweiten Weltkriegs im Jahre 1939 unternommen wurden. Allein für die 16 zwischen 1913 und 1939 durchgeführten Felsbildexpeditionen nach Afrika, Indonesien, Australien sowie nach Nord- und Südeuropa fertigten die Maler und Malerinnen unter für uns heute kaum vorstellbaren Bedingungen rund 5000 Kopien von Felsbildern und Höhlenmalereien an.
Elf der insgesamt 20 Zeichenkünstler waren Frauen, sie sollen im Mittelpunkt des Vortrags stehen, in dem u.a. der Frage nachgegangen wird, warum Frobenius offensichtlich bevorzugt Frauen engagiert hat.

2017-03-27

Raimund Masanz (Museum für Vor- und Frühgeschichte der Staatlichen Museen zu Berlin)

700 Kilo römischer Geschichte – Der Fund von Neupotz in Berlin.

Unter den Bezeichnungen „Barbarenschatz“ und „Alamannenbeute“ ist ein Konglomerat aus über 1000 zumeist metallenen römischen Objekten in die Forschungsliteratur eingegangen. Der so benannte Massenfund wurde beim Kiesabbau zwischen 1967 und 1997 aus einem Altrheinarm nahe der rheinland-pfälzischen Ortschaft Neupotz geborgen. Neben Küchen-, Koch- und Tafelgeschirr beinhaltet er vor allem eiserne Werkzeuge und Beschläge römischer Lastwagen. Er ist ein Zeugnis des Alltagslebens im römischen Gallien wie auch der Geschichte des ereignisreichen 3. Jahrhunderts n. Chr. in den römischen Nordwestprovinzen. Seit Ende letzten Jahres ist er in die Dauerausstellung des Neuen Museums einbezogen, wo ein repräsentativer Querschnitt des riesigen Objektbestandes im „Bacchussaal“ ausgestellt wird. Der Vortrag wird den Fund in seiner Zusammensetzung vorstellen, seine Aussagekraft als archäologische Quelle ergründen und die bislang vorgeschlagenen Interpretationen kritisch beleuchten.

2017-02-27

Angelika Burkhardt (Braunschweig)

Die jungen Männer von Borkum - Aus den Ergebnissen der anthropologischen Untersuchung einer Skelettstichprobe vom sog. Walfängerfriedhof der Nordseeinsel Borkum.

Eine archäologische Grabung am alten Leuchtturm der Nordseeinsel Borkum, dem ehemaligen Kirchenstandort, förderte auch die Überreste historischer Inselbewohner zu Tage, die bis 1720 dort bestattet worden waren. Laut Inselgeschichte haben die Borkumer vor der Blütezeit, die der Walfang ihnen im 18. Jh. bescherte, hauptsächlich von der Viehwirtschaft gelebt, nebenher aber auch Küstenschifffahrt und Fischerei betrieben. Um 1606 lebten 164 Personen in 45 Familien auf der Insel. Erwartet wurde daher eine gemischte Friedhofsbelegung, welche die kleine bäuerliche Inselpopulation widerspiegelt: Männer und Frauen unterschiedlichen Alters sowie viele Kinder.
Die 82 Skelettindividuen, die der anthropologischen Untersuchung zugeführt worden waren, erfüllten diese Erwartungen nicht, denn die Gruppe bestand mehrheitlich aus jungen und jugendlichen Männern. Aktivitätsmarker im Skelett der großen und kräftigen Männer verwiesen nicht nur auf eine überdurchschnittliche körperliche Beanspruchung, sondern mussten annehmen lassen, dass die Männer ihre Körper weit über das physiologisch Normale hinaus strapaziert hatten. Die männlichen Jugendlichen waren darüber hinaus von derselben schweren Erkrankung, die mit Entzündungen im gesamten Skelettsystem sowie in Anthropologie und Medizin bis dato unbekannten Knochenstrukturen einherging, dahingerafft worden.
Wer waren diese Männer und was taten und litten sie in ihrem Leben?
Die hartnäckige Suche nach den Ursachen des „Borkum Syndroms“, wie der Symptomkomplex vorläufig genannt wurde, zog weite Kreise, führte auf falsche Fährten und in Sackgassen. Aber Kommissar Zufall löste schließlich den Fall.

2017-01-30

Hilke Thode-Arora (Museum Fünf Kontinente, München)

Für fünfzig Pfennig um die Welt: Völkerschauen zwischen Schaugeschäft, Wissenschaft und Kolonialpolitik.

Völkerschauen waren Schaustellungen Menschen fremder Kulturen, die einem staunenden Publikum gegen Eintrittsgeld Darbietungen aus ihrer Herkunftsregion boten – um 1900 eine weitverbreitete Attraktion des europäischen Unterhaltungsgeschäfts. Musikdarbietungen, Tänze und Kampfszenen faszinierten die Besucher ebenso wie ein Blick in das ‚tägliche Leben’ der frei zugänglichen Völkerschau-‚Dörfer‘. Viele Schauen gingen auf Tournee und erreichten ein Millionenpublikum.
Zugleich waren Völkerschauen von Interesse für die jungen Wissenschaften der physischen Anthropologie und der Ethnologie mit ihrer noch geringen Datenbasis. Sie boten die bequeme Möglichkeit einer Forschung am Wohnort; für die Berliner Gesellschaft für Anthropologie, Ethnologie und Urgeschichte etwa fanden regelmäßig Sondervorstellungen mit Gelegenheit zu körperlicher Vermessung und Befragung der Anwesenden statt.
Aus kolonialpolitischer Sicht sollten die Schauen auf Kolonialausstellungen dem Publikum das Leben in den Kolonien anschaulich machen und den Völkerschauteilnehmern einen Eindruck von der militärischen und technologischen Überlegenheit Europas vermitteln. Allerdings reisten die Völkerschauteilnehmer oft mit ihrer eigenen Agenda, die sie in Europa umzusetzen hofften.

2016-12-19

Jonathan Fine (Ethnologisches Museum der Staatlichen Museen zu Berlin)

Authentizität und Kunsthandel: Phantasie, Primitivismus und der Markt für Bamum-Kunst (Kamerun, Afrika) in den 20er Jahren des 20. Jahrhunderts.

In den 20er Jahren des vergangenen Jahrhunderts änderten sich die Vorstellungen von Europäern zu Kunst- und Kulturgegenständen aus Afrika. Mit dem wachsenden Zugang von Objekten aus aktuellen und ehemaligen Kolonien europäischer Staaten fingen Europäer an, die Kategorie des „authentischen Objekts“ auszubauen. Diese Kategorie wurde stark von den Phantasien über Afrika – nicht von der eigentlichen Realität – beeinflusst. Als Folge dessen haben afrikanische Akteure ihre Praxis geändert und angepasst, um die wachsenden Auslandsmärkte zu bedienen. Anhand des Beispiels des Kunstmarkts im Königreich Bamum untersucht dieser Vortrag diese Entwicklungen.

2016-11-28

Alexander Pashos (Max-Planck-Institut für ethnologische Forschung, Halle (Saale))

Großmütter, Großväter und Stiefgroßeltern aus evolutionärer Sicht. Wer kümmert sich wie und warum um Enkel?

Großelternschaft – ist sie ein rein soziales Konstrukt oder bereits in der Biologie des Menschen verankert? Vieles spricht dafür, dass Großeltern eine Rolle in der Evolution zum Menschen gespielt haben. Anhand von Forschung zur regelhaft unterschiedlichen Fürsorge von Großeltern möchte ich der Frage nachgehen, ob und wie sich großelterliche Investitionen in Enkel aus evolutionärer Sicht erklären lassen. Großelterliche Fürsorge folgt in der Regel einem matrilinearem Verhaltensmuster: Großmütter mütterlicherseits kümmern sich im Durchschnitt am meisten um Enkel und Großväter väterlicherseits am wenigsten. Eine beliebte evolutionäre Erklärung ist Vaterschaftsunsicherheit in der männlichen Abstammungslinie. In der Soziologie ist weibliches „Kin-keeping“ eine beliebte Deutung. Insbesondere im Kulturvergleich (bei patriarchalisch geprägten ländlichen Kulturen in Griechenland, China, Baschkirien, Kirgisien usw.) zeigen sich jedoch Schwächen dieser Interpretationen aufgrund der Abweichungen vom universalen Fürsorgemuster (paternalen Großeltern kommt eine größere Bedeutung zu). Aber auch bei Stiefgroßeltern, die ja nicht-blutsverwandt sind, ließen sich asymmetrische Fürsorgemuster aufzeigen, die sich jedoch von denen der biologischen Großeltern unterscheiden. Hier kümmern sich vor allem bestimmte Stiefgroßväter (neue Ehemänner der Großmütter) um Stiefenkel. Die Motive der Großeltern für Ihre uneigennützige Enkelfürsorge bleiben häufig unklar. In meinem Vortrag möchte ich zeigen, wie sich präferentielles großelterliches Verhalten Enkeln gegenüber alternativ aus evolutionärer Sicht erklären lässt.

2016-10-31

Anton Gass (Stiftung Preußischer Kulturbesitz, Berlin)

Skythen im Nordkaukasus - Aktuelle Forschungsergebnisse.

Die Steppenregion des nordwestlichen und nördlichen, zentralen Vorkaukasus, die in den heutigen Gebieten Krasnodar (auch als Kuban bekannt) und Stawropol (beide Russland) liegt, umfasst Tausende von Grabhügeln der älteren Eisenzeit (8.-3. Jh. v. Chr.), die von Trägern des skythischen Kulturkreises errichtet wurden. Mehrere solcher Grabhügel, die man auch als Kurgane bezeichnet, können dank ihrer Ausmaße als Großkurgane der reiternomadischen Elite bezeichnet werden. Einige Großkurgane früheisenzeitlicher Reiternomaden wurden in der Westhälfte des Nordkaukasus bislang archäologisch untersucht und lieferten hochkomplexe Konstruktionen und prachtvolle Beigaben. Die Objekte stellen sowohl eigene Produktion als auch altgriechische und vorderasiatische Importe dar. Weniger erforscht ist die Osthälfte dieser Region, die bislang quasi fast unbekannt blieb.
Nach neuer Definition eines eisenzeitlichen Kurgans bzw. Großkurgans gehören zum Kurgan nicht nur Bestattungen, Horte, Opferkomplexe und darüber errichtete Anlagen, sondern auch das Territorium um den Großkurgan – die so genannte Kurganperipherie. Ein entscheidender Beitrag zur Erforschung dieser Peripherie leistet dabei die geophysikalische Prospektion. Mit dem Einsatz des Magnetometers wurden seit 2012 im Nordkaukasus 12 Gräberfelder prospektiert. Der Vortrag befasst sich mit den Ergebnissen gemeinsamen archäologisch-geophysikalischen Untersuchungen, die bei einer Rekonstruktion der historisch-kulturellen Kontakten zwischen dem Steppenraum des Nordkaukasus, Mittelasien, den westlich gelegenen Steppenregionen, dem Vorderen Orient und den griechischen Kolonien im nordpontischen Raum behilflich seien können.

2016-07-18

Johannes Krause (Max-Planck-Institut für Menschheitsgeschichte, Jena)

Die Urgeschichte Europas rekonstruiert aus eiszeitlichen Genomen.

Bislang ist nur sehr wenig über die Geschichte der Genetik der alten Europäer vor dem Beginn des Neolithikums - also vor rund 8500 Jahre - bekannt. Um die 40.000 Jahre alte Vorgeschichte Eurasiens näher zu beleuchten, wurden von 51 modernen Menschen die Genome analysiert. In dieser Zeit sank der Anteil der Neandertaler-DNA von 3 bis 6% auf etwa 2% in den heute lebenden Menschen. Diese DNA-Verringerung steht im Einklang mit der natürlichen Selektion von Neandertaler-Varianten im Vergleich zum heutigen Menschen. Während die ersten modernen Menschen unseres Kontinents nicht wesentlich an der Bildung der heutigen Europäer beteiligt gewesen sind, stammen alle Individuen in der Zeit zwischen 37.000 und 14.000 Jahren von einer Gründerpopulation ab, die als ein Teil der Vorfahren der heutigen Europäer gelten können. Ein etwa 35.000 Jahre altes Individuum aus Nordwesteuropa repräsentiert einen frühen Zweig dieser Gründerpopulation, die sich dann über Gesamteuropa ausbreitete und etwa vor 19.000 Jahre, im Zuge der letzten Eiszeit, Südosteuropa erreichte. Während der Warmzeit vor etwa 14.000 Jahren erscheint eine neue genetische Komponente aus dem Nahen Osten in Europa. Diese hier präsentierten Ergebnisse zeigen, wie die Bevölkerung durch Migration und Wanderbewegung die Vorgeschichte Europas schreibt.

2016-06-06

Maria Teschler-Nicola (Naturhistorisches Museum Wien)

..."dass die Seele nach dem Tod nicht untergehe"- Anthropologische Indizien keltischer Opferkultpraxis am Beispiel der latènezeitlichen Zentralsiedlung von Roseldorf (Niederösterreich).

Die keltische Zentralsiedlung von Roseldorf in Niederösterreich zählt aufgrund ihrer räumlichen Ausdehnung (40 ha), der Menge an Metallfunden und der anderen seltenen historischen Objekte sowie der als Heiligtümer identifizierten Anlagen mit tausenden von fragmentierten tierischen und menschlichen Skelettresten zu den spektakulärsten Fundplätzen der frühen Mittellatènezeit in Mitteleuropa. Solche Heiligtümer waren bislang lediglich aus westeuropäischen Fundstellen bekannt, im östlichen Mitteleuropa gelten sie als Novum.
Die Interpretation dieser Roseldorfer Opida, ihre Konstruktion und Funktion steht im Brennpunkt eines interdisziplinär angelegten (bioarchäologischen) Forschungsprojektes, das auch auf die aus den Grabenanlagen der Heiligtümer geborgenen menschlichen Relikte als wichtige Informationsquelle fokussiert. An diesen knöchernen Fragmenten finden sich u. a. perimortale Frakturen und postmortale Manipulationsspuren unterschiedlicher Genese, die höchstwahrscheinlich mit Opfer- und/oder Trophäenkult, möglicherweise auch mit einer spezifischen Totenbehandlung und/oder Bestattungspraxis in Verbindung zu bringen sind.
Auch wenn die der Deponierung/Sekundärdeponierung vorausgehenden Rituale weitestgehend im Verborgenen bleiben, scheint sich die Einbeziehung von menschlichen Körperteilen in den Trophäenbrauch zu bestätigen (z.B. finden sich im Objekt 1, dem Großen Heiligtum, lediglich Teile der unteren Extremität). Auf die schriftlichen, historischen Überlieferungen gestützt, könnten die menschlichen Relikte auch als Teil der geopferten Kriegsbeute verstanden werden, welche einem dem Waffenopfer vergleichbaren Ritual ausgesetzt waren.

2016-04-25

Anton Kern (Naturhistorisches Museum Wien)

Hallstatt. Neues von einem alten Fundplatz.

Der Raum um Hallstatt, im Süden des Hallstätter Sees, ist eine der ältesten Kulturlandschaften Österreichs. Schon als frühe Bauern die weitaus fruchtbareren Gebiete im Osten Österreichs besiedelten, fanden Siedler Salz im versteckten Hochtal am Fuße des Plassen. 1846 begann der Bergmeister Johann Georg Ramsauer mit der Freilegung mehrere Gräber, die er erst im Jahre 1863 nach nahezu 1000 aufgedeckten Grabstätten beendete. Die jüngsten Ausgrabungen des Naturhistorischen Museums Wien, Prähistorische Abteilung, begannen 1993 und werden laufend fortgesetzt. In den letzten zehn Jahren kamen dabei über 100 Gräber zu Tage, ein Ende scheint vorläufig nicht abzusehen. Der Vortrag gibt Einblick in die Forschungsgeschichte, in die neuen Grabungen und einen Überblick zu den Funden des prähistorischen Bergwerks.

2016-04-04

Claudia Melisch (Landesdenkmalamt Berlin)

Was wissen wir über die ersten Berliner?

Ausgehend von den Ausgrabungen am Petriplatz, wo zwischen 2007 und 2009 sowie in einer nachgeordneten Maßnahme im Jahr 2015 3.200 Gräber mit den Überresten von annähernd 4.000 Menschen gefunden wurden, hat sich in Zusammenarbeit mit dem Landesdenkmalamt und dem Lehrstuhl für mittelalterliche Geschichte und Landesgeschichte ein internationales Projekt zur Rekonstruktion der ältesten Berliner Ursprungsbevölkerung entwickelt. In diesem multidisziplinären Forschungsprojekt sollen der Zeitpunkt der Ankunft der ersten Siedler sowie der Grad ihrer genetischen Verwandtschaft festgestellt werden. Weitere Untersuchungsaspekte sind die statistische Rekonstruktion der mittelalterlichen Bevölkerungsentwicklung und die Identifikation der naturräumlichen Herkunft der ersten Siedler. Die ältesten Bestattungen am Petriplatz sind in der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts vorgenommen worden. Der Kirchhof der St. Petri-Kirche wurde 1717 endgültig geschlossen, war aber schon um 1600 vollständig belegt, so dass sich die Gemeindevorsteher um alternative Bestattungsflächen bemühten. Claudia Melisch als archäologische Leiterin des Forschungsprojektes stellt den gegenwärtigen Stand der Arbeiten und erste Erkenntnisse dar und erläutert den Fortgang der Forschungen und die damit verbundenen Herausforderungen.

2016-03-21

Dorothea Deterts (Ethnologisches Museum der Staatlichen Museen zu Berlin)

Geben und nehmen - Gabentausch in Neukaledonien.

Gabentausch steht im Zentrum der kulturellen Identität der Kanak in Neukaledonien. Das wird besonders deutlich in dem französischen Ausdruck der Kanak „faire la coutume“ („den Brauch machen“) für den Gabentausch. Indem sie Gaben geben, zeigen die Teilnehmer am Gabentausch für alle sichtbar ihre sozialen Beziehungen und formen so ihre Identität.
Gabentausch der Kanak ist ein fortwährendes Geben von zumeist gleichen Objekten, das stets von Reden begleitet wird. Es findet sowohl in alltäglichen Situationen als auch in Zeremonien statt, wie zu Geburtsfeiern, Hochzeiten und Todesfällen. Diese wichtigen Lebenszykluszeremonien sind nicht allein durch den Tausch geprägt, sondern auch durch die Zeit vor und nach dem Tausch, in der Menschen zusammenkommen, um Objekte und Nahrungsmittel anzuhäufen und zu verteilen.

2016-02-29

Larissa Förster (Morphomata, Universität Köln) Dag Henrichsen (Basler Afrika Bibliographien) Holger Stoecker (Humboldt Universität Berlin)

Jacobus Hendrick: Eine Spurensuche in afrikanischer Alltags-, deutscher Kolonial- und Berliner Wissenschaftsgeschichte.

Mit Beginn der formellen deutschen Kolonialherrschaft in Südwestafrika bildete der Transportweg von der Walfischbucht in das Landesinnere eine "Heerstrasse" (Hans Schinz) der anderen Art: Nicht kaiserliche Soldaten, sondern Wissenschaftler fielen ein, um Mineralien, Flora und Fauna, Ethnografica, menschliche Skelette und Schädel zu erbeuten. Auch das Skelett von Jacobus Hendrick (1884 in der Namibwüste verstorben) fand seinen Weg von dort nach Berlin und in die Sammlung der Berliner Gesellschaft für Anthropologie, Ethnologie und Urgeschichte. Was sollte, was kann eine Provinienzforschung zu einem namentlich bekannten Skelett leisten, welche Bedeutung kommt den vielen offenen Fragen und möglichen Kontexten zu, welche Bedeutungen haben diese für eine etwaige Restitution sowie für eine „Dekolonisierung“ von Museen und Sammlungen? Der Vortrag lädt zur Diskussion über koloniale und aktuelle Sammlungs- und Forschungspraktiken ein.

2016-01-25

Elke Kaiser (Institut für Prähistorische Archäologie, Freie Universität Berlin)

Migrationen im 3. Jahrtausend v. Chr. Eine archäologische Auseinandersetzung mit neuen genetischen Daten.

Im Jahr 2015 erschienen mehrere Studien in Fachzeitschriften wie Nature, in denen paläogenetische Analyseergebnisse vorgestellt wurden, die für einiges Aufsehen sorgten. Die Resultate zeigen eine deutliche Veränderung des genetischen Pools der beprobten Individuen in Mitteleuropa, die in Gräbern der Kultur mit Schnurkeramik bestattet waren, im Vergleich zu Bestatteten aus vorangegangenen Zeiten. Die neu in dieser Region festzustellenden genetischen Muster weisen nun, so die Autoren der Studien, auf eine bedeutende Zuwanderung aus der osteuropäischen Steppenregion hin. Teilweise werden die Daten sogar mit der lange und kontrovers diskutierten Ausbreitung der indoeuropäischen Grundsprache in Zusammenhang gebracht. Sind damit Wanderungen für das 3. Jahrtausend v. Chr. bewiesen? Der Vortrag setzt sich aus archäologischer Perspektive mit den genetischen Befunden auseinander und fasst dabei die genetischen Daten als Indikator für Wanderungen auf, die archäologisch bislang kaum nachzuvollziehen sind. Während die genetischen Daten – nicht nur wegen ihrer bislang noch recht geringen Zahl – nur schlaglichtartig Hinweise auf Populationsdynamiken liefern können, wird unter Einbeziehung von archäologischen Konzepten zu Migrationen ein räumlich und zeitlich detaillierteres Modell für das 3. Jahrtausend v. Chr. und die Kontakte zwischen Steppenraum und Mitteleuropa diskutiert.

2015-12-07

Joachim Otto Habeck (Institut für Ethnologie/ Universität Hamburg)

Wohnkultur in Sibirien: Mobilität - Territorialität - Abgrenzung.

Seit langem befasst sich ethnologische Forschung in Sibirien mit den Themen Mobilität und Umweltwahrnehmung. Mittlerweile gilt die Aufmerksamkeit nicht allein den indigenen Gruppen, die mobile Viehwirtschaft betreiben, sondern auch den Bewohnern der Städte und Industriesiedlungen, so zum Beispiel den Fernpendlern. Mobilität unterliegt einer Vielzahl von Beschränkungen, darunter zählen insbesondere administrative Maßnahmen (Sesshaftmachung, Gebietsreformen). Ausgehend von der Beobachtung, dass derlei Grenzziehungen und territoriale Zuweisungen zu einer deutlichen Beschränkung (enclosure) des Aktionsraums ganzer Gemeinden geführt haben, wird argumentiert, dass sich auch die individuelle Umweltwahrnehmung und sogar Körpertechniken verändert haben. Gleichzeitig gehen "neue" Wohnformen -- sei es im Plattenbau oder in den sich rasch ausbreitenden Stadtrandsiedlungen -- mit bestimmten Formen der sozialen Abgrenzung einher. Der Vortrag wird beispielhaft beleuchten, wie weit der Wille zur Distinktion und zur Abschottung in städtischen und ländlichen Gemeinden im Sibirien der Gegenwart ausgeprägt ist.

2015-11-30

Benjamin Wehry (Museum für Vor- und Frühgeschichte der Staatlichen Museen zu Berlin)

Zwischen Natur und Rasur. Der Bart und seine kultur- und zeitspezifischen Bedeutungsaspekte.

Im Berlin der Gegenwart ist das Revival des Bartes nicht zu übersehen. Die gestutzten Vollbärte, denen man zur Zeit vor allem zwischen der Friedrichstraße und dem Hackeschen Markt begegnet, sind Ausdruck des ungezwungenen, jung-urbanen Lebensstils in der deutschen Hauptstadt. Seit Jahrtausenden war der Bart immer auch ein Kommunikationsmittel, das beabsichtigt oder unbewusst für Aussagen über seinen Träger instrumentalisiert wurde. Abhängig vom Zeitkontext und dem kulturellen und sozialen Umfeld transportierte er unterschiedliche Bedeutungen. Der Bart wurde mit Eigenschaften wie Weisheit und Macht assoziiert, mit ihm wurde Herrschenden nachgeeifert und religiösen Propheten nachgefolgt. Die Rasur dagegen grenzte gegen Wilde und Unzivilisierte ab und signalisierte eine kultivierte Lebensweise und kultische Reinheit.Der Vortrag „Zwischen Natur und Rasur. Der Bart und seine kultur- und zeitspezifischen Bedeutungsaspekte“ wirft einen archäologisch-kunsthistorischen Blick auf die Bedeutung des Bartes.

2015-11-02

Nils Seethaler (Berliner Gesellschaft für Anthropologie, Ethnologie und Urgeschichte)

Ethnologische Provenienzforschungen am menschlichen Überresten aus Australien in der Sammlung der BGAEU.

Provenienzforschungen an menschlichen Überresten spielen in wissenschaftlichen, politischen und musealen Zusammenhängen eine wachsende Rolle. Sie sind gleichzeitig ein gutes Beispiel dafür, wie naturwissenschaftliche und geisteswissenschaftliche Methoden und Fragestellungen sich auch im 21. Jahrhundert fruchbar ergänzen können. An konkreten Beispielen aus Australien, die sich im Besitz der anthropologischen Sammlung der BGAEU befinden, werden die Potentiale, aber auch die Grenzen aufgezeigt, die ethnologische und historische Analysen zur Feststellung der kulturellen Herkunft und zu den Sammlungsumständen von menschlichen Überresten haben können. Gleichzeitig wird ein Überblick über die Methoden und Erkenntnismöglichkeiten weiterführender interdisziplinärer Forschungen an menschlichen Überresten gegeben.

2015-06-25

Stephen Ousley (Mercyhurst College Erie) Richard L. Jantz ( University of Tennessee)

Berlin am Tennessee: Der deutsche Einfluss auf die forensische Anthropologie in den USA.

Several Germans have directly and indirectly influenced the development of forensic anthropology in the US. Rudolf Martin's Lehrbuch publications (1914, 1928, 1957), which defined cranial and postcranial measurements, were followed by many American anthropologists. Aurel von Torok was a Hungarian member of the BGAEU and his monumental "Grundzüge einer Systematischen Kraniometrie" (1888) detailed over 5,000 measurements that could be collected from the cranium. Rudolph Virchow stimulated the interest of a young Franz Boas in anthropometry and Native Americans when Boas worked for him in Berlin. Boas was born in Minden in 1858, became a member of BGAEU, and emigrated to the U.S. in 1887 to become the father of American anthropology. The Boasian approach was empirical and involved collecting numerous data to answer scientific questions, and contrasted with the "armchair" approach, which relied on second-hand information and speculation. Research in forensic anthropology has flourished over the last 30 years at the University of Tennessee, home of the "body farm", but also home of the Forensic Data Bank and the Bass Collection of modern American skeletons. Though American innovations have been made, the philosophy of Boas and the work of Martin and von Torok continue to influence American forensic anthropology.

2015-06-09

Volker Hess (Charité - Institut für Geschichte der Medizin und Ethik in der Medizin, Berlin)

Schreiben als materielle Praktik. Ärztliche Aufzeichnungen in der frühen Neuzeit.

Schreiben ist weit mehr als der mechanische Vorgang einer Informationsspeicherung. Dieses „mehr“ steht im Mittelpunkt des Vortrages zu folgenden Überlegungen. Die Handlungsdimension des Aufschreibens selbst soll im Vergleich verschiedener Aufschreibeformen – vom ärztlichen Notizbuch über das medizinische Journal und casebook bis zur veröffentlichten Observation – erörtert werden. Dabei wird auf die Performanz, die symbolische Bedeutung und die epistemische Dimension dieses Aufschreibens am Krankenbett bzw. nach der Visite eingegangen. Anhand von Fallbeispielen aus dem deutschen, französischen und englischen Sprachraum versucht der Beitrag jene Bedeutungen des Schreibens herauszuarbeiten, die durch die Handlung selbst erst erzeugt und vermittelt werden.

2015-05-22

Benjamin P. Lange (Universität Würzburg)

Kommunikative Geschlechterunterschiede aus evolutionärer Perspektive.

Auch wenn die meisten Geschlechterunterschiede beim Menschen als vergleichsweise gering einzuschätzen sind, erfreuen sich Debatten zu diesem Thema vergleichsweise großem Interesse. Dies schließt Diskussionen über die Ursachen von Geschlechterunterschieden ein, wobei die Positionen von maximal biologistisch bis maximal kulturistisch schwanken. Die evidenzbasierte Forschung hat nun nicht nur zeigen können, dass die meisten Geschlechterunterschiede eher gering sind, sondern auch, dass diese nicht einfach nur als Ergebnis kultureller Faktoren erklärt werden können, u.a. da einerseits klare biologische Korrelate existieren und andererseits viele spezifische evolutionäre Vorhersagen bezogen auf Geschlechterunterschiede empirisch belegt sind. Gleichwohl müssen Geschlechterunterschiede am ehesten als das Ergebnis einer Natur- x Kultur-Interaktion verstanden werden; d.h. dass Geschlechterunterschiede im Sinne evolutionärer Strukturvorgabe durch Umweltfaktoren moderiert werden. Das bedeutet, dass es lohnend erscheint, zunächst die evolutionär gemachten Vorhersagen in Bezug auf Geschlechterunterschiede einer empirischen Prüfung zu unterziehen, gleichzeitig aber auch mitzudenken, dass diese durch kulturelle Faktoren mitbeeinflusst werden. Der Vortrag verfolgt einen solchen Ansatz und wählt als Gegenstandsbereich die menschliche Kommunikation in verschiedenen Ausprägungen mit einem Schwerpunkt auf Sprache und Literatur.

2015-04-21

Barbara Rieprecht (Berliner Gesellschaft für Anthropologie, Ethnologie und Urgeschichte)

Adolf Bastian und seine ethnologische Sammlung in Form einer 'Gedankenstatistik'.

Das große Interesse an Entwicklungsprozessen in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts auf den Gebieten der Naturwissenschaften, vornehmlich der Biologie und der Evolutionstheorien, motivierte Forschende analog dazu die 'Kulturzustände, Sitten und Gebräuche der verschiedenen Völker zu verschiedenen Zeiten' in die Reihe ihrer Forschungsgegenstände aufzunehmen, wie es im Aufruf der Naturforscher und Ärzte zur Gründung von Lokalvereinen hieß. Adolf Bastian (1826-1905), begeisterter Verfechter der damals sog. exakten Naturwissenschaft und Promotor der Ethnologie, war eines der Gründungsmitglieder der hiesigen Gesellschaft. Der Vortrag setzt sich mit Bastians Plan einer weltumfassenden Datensammlung auseinander und legt die seinem unvollendeten statistischen Projekt implizite Systematik frei. Da Bastian kein Regelwerk verfasst hat, wurde sein oft kritisierter Schreibstil bisher nicht mit dieser statistischen Anordnung der Informationen in Verbindung gebracht. Doch seine Vision einer Wissenssammlung hat etwas von der Faszination gigantischer Großprojekte wie es sie im bautechnischen Bereich oder der Raumfahrt viele Menschen erreicht.

2015-02-18

Mike Teufer (Deutsches Archäologisches Institut/ Eurasien-Abteilung)

Neue Forschungen zur Bronze- und frühen Eisenzeit in Süd-Tadschikistan.

Gemeinsame Forschungen der Eurasien-Abteilung des Deutschen Archäologischen Instituts, der Russischen Akademie der Wissenschaften und der Tadschikischen Akademie der Wissenschaften haben in den letzten Jahren das Bild der Bronzezeit im südlichen Tadschikistan grundlegend geändert. So lässt sich der Beginn dieses Zeitabschnittes jetzt sehr viel früher fassen und auch der Übergang von der Bronze- zur Eisenzeit, der bisher für den gesamten mittelasiatischen Raum als abrupter Wandel wahrgenommen wurde, kann nun zumindest für diese Region als kontinuierlicher Prozess beschrieben werden.

2015-01-13

Uwe Hoßfeld (Friedrich-Schiller-Universität Jena/Biologisch-Pharmazeutische Fakultät)

Zur Geschichte der biologischen Anthropologie nach 1900: Tendenzen und Strömungen.

Über viele Jahrhunderte erklärten religiöse Vorgaben die Herkunft des Menschen. Erst im 19. Jahrhundert setzte eine breite anthropologische Erforschung menschlicher Abstammung ein. Die Ergebnisse wurden umfassend diskutiert. Wissenschaftliche Erkenntnissee der biologischen Anthropologie ganz unterschiedlicher Qualität fanden dabei ihren Weg in die praktische Politik. Diese Verbindung soll hier an exemplarischen Beispielen vorgestellt und analysiert werden.

2014-04-07

Berhane Asfaw (Rift Valley Research Service)

Six Mio. Years of Human Development in the Middle Awash-Valley of Ethopia.

Seit den 1970er Jahren stellt die Afar Region in Äthiopien eine wichtige Adresse für paläoanthropologische Forschungen dar. Die frühesten Funde aufrecht gehender Hominiden aus dieser Region gehen auf bis zu 5,8 Millionen Jahre zurück. Mit unterschiedlichen Fragestellungen sind gegenwärtig sechs wissenschaftliche Projekte in dieser Region aktiv, von denen das Middle Awash project vorgestellt wird. Dabei stehen die reichhaltigen paläoanthropologischen Ergebnisse und die ihnen zu Grunde liegen Forschungsmethoden im Vordergrund.

2014-03-10

Mitgliederversammlung

Tagsordnung:
Rechenschaftsbericht des Vorsitzenden
Wahl des neuen Vorstands
Kassenbericht für das Jahr 2012
Bericht der Rechnungsprüfer
Aussprache zu den Berichten
Entlastung des Vorstands und der Schatzmeisterin
Planung einer Exkursion
Verschiedenes

Anschließend finden in einer öffentlichen Sitzung ab 18 Uhr die Kurzvorträge der Preisträger des Rudolf-Virchow-Förderpreises statt

2014-02-24

Nils Seethaler (Berliner Gesellschaft für Anthropologie, Ethnologie und Urgeschichte)

Hans Nevermann und seine Bedeutung für die Berliner Gesellschaft für Anthropologie, Ethnologie und Urgeschichte.

Der Ethnologe Hans Nevermann (1902-1982) war wesentlich an der Wiederbelebung der BGAEU nach dem Zweiten Weltkrieg beteiligt. Der Vortrag setzt sich mit  Nevermann als Museumsmitarbeiter, Forscher, Romanschriftsteller, Reisender und Sammler auseinander und gibt gleichzeitig Einblicke in die Geschichte der BGAEU und der in ihr vertretenen Wissenschaften in der Zeit zwischen den Weltkriegen.

2014-01-27

Bernhard Heeb (Museum für Vor- und Frühgeschichte der Staatlichen Museen zu Berlin)

Corneşti-Iarcuri – zu den Forschungen an der größten prähistorischen Befestigungsanlage Europas im rumänischen Banat.

Im rumänischen Banat, unweit der ungarischen und serbischen Grenze, liegt die spätbronzezeitliche Befestigungsanlage Cornesti-Iarcuri. Die vier Verteidigungswälle umfassen eine Gesamtfläche von über 1700 ha. Damit ist es das größte bekannte prähistorische Bodendenkmal Europas. Seit 2007 führen das Muzeul Banatului Timisoara, das Museum für Vor- und Frühgeschichte zu Berlin, die Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main und die University of Exeter Forschungen an dieser Siedlung durch. Seit Sommer 2013 wird das Projekt durch die DFG gefördert. In jedem Jahr kommen neue faszinierende Ergebnisse zu Tage, doch stehen die Forschungen bei einer Anlage dieser Größe selbst nach 7 Jahren noch am Anfang. Der Vortrag wird Einblick in die aktuellen Forschungsergebnisse geben.

2013-12-09

Albert Zink (EURAC-Institut für Mumien und den Iceman, Bozen)

Von Ötzi bis Tutanchamun – Einblicke in die moderne Mumienforschung.

Am 19. September 1991 wurde die weltbekannte Gletschermumie, Ötzi, in den Ötztaler Alpen, an der Grenze zwischen Italien und Österreich, entdeckt. Seitdem gewährt uns der Mann aus dem Eis einen tiefen Einblick in die Lebensumstände einer bis dahin wenig erforschten Bevölkerung, die vor über 5000 Jahren im alpinen Raum heimisch war. Durch die Verwendung modernster medizinischer und naturwissenschaftlicher Untersuchungen ist es gelungen, zahllose Details zu seinem Leben, aber vor allem auch zu seinen Krankheiten und zu seinem gewaltsamen Tod am Hauslabjoch zu erforschen. Des Weiteren gelang es mit Hilfe der modernen Mumienforschun,g wichtige Einblicke in das Leben und die Todesumstände anderer berühmter historischer Persönlichkeiten, wie den ägyptischen Königen Tutanchamun und Ramses III, zu erhalten. Die neuesten wissenschaftlichen Erkenntnisse zum Mann aus dem Eis und der altägyptischen Könige werden dabei vorgestellt.

2013-11-25

Nikolaus Boroffka (Deutsches Archäologisches Institut)

Gonur-Depe. Eine bronzezeitliche Königsstadt in Mittelasien.

Die Stadtanlage von Gonur-Depe liegt in der historischen Landschaft Margiana, heute in der Karakum-Wüste, Turkmenistan. Sie wird seit vielen Jahren unter der Leitung von V. I. Sarianidi ausgegraben, seit 2010 unter Beteiligung der Eurasien-Abteilung des DAI. Es handelt sich um eine der größten Siedlungsgrabungen Mittelasiens, zu der auch ein umfangreiches Gräberfeld gehört, sowie einige Königsgräber innerhalb der Stadtmauer. Die Siedlung begann im späten 3. Jt. v. Chr. und wurde in der 1. Hälfte des 2. Jt. v. Chr. verlassen, vermutlich wegen Wassermangel. Landwirtschaft konnte nur mit künstlicher Bewässerung praktiziert werden. Die Stadt enthält einen zentralen befestigten Palast/Tempel, und war von zwei weiteren Mauerringen umgeben. Die Architektur aus ungebrannten Lehmziegeln besteht aus zahlreichen rechteckigen Gebäuden, umfasst aber auch Wasserleitungen aus gebrannten Tonröhren. Besonders die Königsgräber lieferten, trotz antiker Beraubung, spektakuläre Gold- und Silberfunde sowie Importgüter aus Pakistan, Mesopotamien und dem Steppengebiet.

2013-10-28

Gerhard Hotz (Universität Basel)

Theo der Pfeifenraucher – ein historisch-anthropologischer Kriminalfall.

In einem kleinen Friedhof wurde zu Beginn des 19. Jahrhunderts in Basel ein Pfeifenraucher beigesetzt. 200 Jahre später wurde das Grab durch Basler Archäologen freigelegt, und ein großes Team von Wissenschaftlern und Laienhistorikern versuchte in minutiöser Kleinstarbeit, die historische Identität des namenlosen Pfeifenrauchers zu entschlüsseln. Die historisch-anthropologische Spurensuche führte über Gräberverzeichnisse, Mordakten und Auswanderungslisten zu immer tieferen Einsichten in den kaum bekannten Alltag eines Normalsterblichen im 19. Jahrhundert. Mit Hilfe von DNA-Analysen und Familienforschern konnte der Personenkreis um Theo eingegrenzt werden.

2013-07-22

Markus Schindlbeck (Ethnologisches Museum der Staatlichen Museen zu Berlin)

Ethnographische Objekte in Museen: Ein Zustandsbericht zum Humboldt-Forum und ein Vergleich mit rezenten Ausstellungen.

Das ethnographische Objekt steht weiterhin im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit von Sammlungen und Museen, doch seine Zugänglichkeit, Interpretation, Bewertung und Inszenierung stehen mehr denn je in Frage. Mehr als früher werden ethnographische Gegenstände herangezogen, um bestimmte Aussagen zu hinterlegen, zu belegen oder auch nur zu illustrieren, ohne dass ein erkennbarer inhaltlicher Zusammenhang besteht. Die leider häufig anzutreffenden Lücken in der Dokumentation zu den Objekten erleichtern ihre zunehmende Herauslösung aus bisher noch angenommenen musealen Kontexten. Anhand der Fortschreibung in den Planungen für das Humboldt-Forum und im Vergleich mit anderen rezenten Ausstellungen soll diesen Entwicklungen nachgegangen werden.

2013-06-17

Hansjörg Dilger (Freie Universität Berlin)

Epidemien als globale Ereignisse: das Beispiel HIV/AIDS in Ostafrika.

Epidemien sind globale Ereignisse. Insbesondere die mediale Rezeption epidemischer Krankheiten – sowie gesundheitspolitische Interventionen – spannen oft ein transnationales Netzwerk des Intervenierens sowie der Bedeutungszuschreibung auf und sind damit konstitutiv für Handlungsstrategien von der globalen bis hin zur lokalen und individuellen Ebene. In diesem Vortrag zeige ich, wie HIV/AIDS in Ostafrika in den letzten Dekaden zu einem globalen Ereignis geworden ist, das – einhergehend mit international initiierten Strukturprogrammen in den 1980er und 1990er Jahren – in besonderer Weise zur Entstehung globaler Konfigurationen (auf institutioneller ebenso wie auf der Handlungs- und Erfahrungsebene) geführt hat. Gesundheitspolitische Antworten auf HIV/AIDS sind dabei auf die Vermittlung spezifischer Vorstellungen von Krankheit, Körper und des individualisierten Selbst ausgerichtet. Am Beispiel meiner Feldforschungen im urbanen und ländlichen Tansania wird deutlich, dass die durch Präventions- und Behandlungsprogramme transportierten Bedeutungen nur partiell mit den Lebens- und Erfahrungswelten ihrer Zielgruppen korrelieren und dass der lokale Umgang mit HIV/AIDS durch eine „moralische Praxis“ geprägt wird: Diese trägt sowohl dem Wert sozial-familiärer Beziehungen als auch dem Bedürfnis nach Zugehörigkeit in einer globalisierenden Welt Rechnung.

2013-05-13

Heidemarie Eilbracht (Museum für Vor- und Frühgeschichte der Staatlichen Museen zu Berlin)

Archäologie in Ostpreußen – Forschungen in einer beinahe vergessenen Region.

Das ehemalige Ostpreußen, bildete seit dem 19. Jahrhundert zusammen mit seinen baltischen Nachbargebieten in archäologischer Hinsicht eine einzigartige Forschungsregion. Tausende von Fundstellen von der Steinzeit bis in die Zeit des Deutschen Ordens belegen eine intensive Siedlungstätigkeit. Die lange und fruchtbare Tradition der vorkriegszeitlichen Archäologie brach mit den Ereignissen des Zweiten Weltkriegs und seinen Folgen aber fast völlig ab. Erst durch die Wiederentdeckung großer Teile der so genannten Königsberger Prussia-Sammlung im heutigen Kaliningrad, in Polen und zuletzt in Berlin steht seit den 1990er Jahren ein lange Zeit verloren geglaubtes Datenarchiv wieder zur Verfügung. Der Vortrag präsentiert ein 2012 begonnenes Vorhaben der Mainzer Akademie der Wissenschaften und der Literatur, das in Berlin (am MVF) und Schleswig (am ZBSA) beheimatet ist und – im Rahmen internationaler Kooperationen – die Rekonstruktion und Neubewertung der archäologischen Forschung im ehemaligen Ostpreußen zum Ziel hat.

2013-04-08

Olga U. Gabelmann (Freie Universität Berlin)

Mobilität und Transport in den Anden – Eine Analogie zwischen heutigen Lamakarawanen und vorgeschichtlichen Handelssystemen in Bolivien.

In den zerklüfteten Andengebieten Boliviens zirkulieren aufgrund der fehlenden Infrastruktur immer noch Lamakarawanen zum Transport und Erhalt von Gütern aus anderen ökologischen Regionen. Ethnographische Daten können im Analogieschluss zur Untersuchung prähistorischer Handels- und Kommunikationssysteme herangezogen werden, da sich die Tradition der Lamakarawanen ohne Unterbrechung über viele Jahrhunderte erhalten hat. Die Begleitung der Karawane lieferte zudem Informationen zur Existenz prähistorischer Handelsrouten vom südlichen Hochland des Poopó-Sees bis in die östlichen Andentäler von Sucre.

2013-03-18

Jörg Orschiedt (Universität zu Köln/ Freie Universität Berlin)

Die Blätterhöhle in Hagen (Nordrhein-Westfalen) Eine mesolithische und neolithische Fundstelle mit Menschenresten.

Die Blätterhöhle in Hagen wurde während einer speläologischen Untersuchung im Jahre 2004 neu entdeckt. Seit dem Jahre 2006 konnten während der regelmäßig durchgeführten Ausgrabungen weitere menschliche Reste, Tierknochen und Steinartefakte, gefunden werden. Die Radiokarbon-Datierungen belegen Skelettreste von mehreren frühmesolithischen und jung- bis spätneolithischen Individuen, die im Inneren der Höhle deponiert wurde,n sowie eine mesolithische Schichtenfolge mit Feuerstellen auf dem Vorplatz.

2013-03-04

Mitgliederversammlung

Tagsordnung:
Rechenschaftsbericht des Vorsitzenden
Kassenbericht für das Jahr 2011
Bericht der Rechnungsprüfer
Aussprache zu den Berichten
Entlastung des Vorstands und der Schatzmeisterin
Planung einer Exkursion
Verschiedenes

Anschließend finden in einer öffentlichen Sitzung ab 18 Uhr die Kurzvorträge der Preisträger des Rudolf-Virchow-Förderpreises statt:

Alexander Möser (Berlin)
Der zentrale Balkanraum am Übergang vom späten Neolithikum zur frühen Kupferzeit – Studien zur regionalen Gliederung des Fundstoffes

Tobias Mörtz (Freie Universität Berlin)
Spätbronzezeitliche Waffendeponierungen Großbritanniens

Torben Schatte (Freie Universität Berlin)
Lanzenspitzen aus Knochen und Geweih in der vorrömischen Eisenzeit und der Kaiserzeit

Ort: Vortragssaal des Museums für Vor- und Frühgeschichte
Schloss Charlottenburg-Langhansbau

2013-01-14

Mai Lin Tjoa-Bonatz (Freie Universität Berlin)

Auf archäologischer Spurensuche im Goldland der Minangkabau, Sumatra (Indonesien).

Ādityavarman (1343-1375) verlegt seinen Regierungssitz in das Gebiet der Minangkabau, das vornehmlich durch sein reiches Goldvorkommen bekannt geworden ist. Das 14. Jahrhundert bildet den chronologischen Ausgangspunkt für ein archäologisches Projekt der Freien Universität Berlin, das sich seit 2010 sowohl um die Erschließung der materiellen Hinterlassenschaften dieser Hochlandregion als auch um die Rekonstruktion regionaler Siedlungsprozesse und Handelsbeziehungen bemüht. Neue Grabungsergebnisse und Funde werden vorgestellt.

2012-12-10

Barbara Teßmann (Freie Universität Berlin)

Tieropfer im spätmittelalterlichen Gröditsch?

Das 1004 erstmalig erwähnte Gröditsch gehört so zu den ältesten namentlich genannten Dörfern in der Lausitz. Ausgrabungen anlässlich von Straßenbauarbeiten ergaben eine spätmittelalterliche Bebauung mit West-Ost ausgerichteten Häusern, mehrere Brunnen und radial darum angelegte Tierbestattungen. Ihre mögliche Bedeutung als Tieropfer wird diskutiert. Noch ältere Gruben und Pfostenlöcher weisen zudem auf eine vorgeschichtliche Besiedlung des Platzes hin.

2012-12-10

Bettina Jungklaus (BLDAM/Landesamt für Kultur und Denkmalpflege Mecklenburg-Vorpommern)

Vom Wert anthropologischer Sammlungen für die naturwissenschaftliche Forschung.

Anthropologische Sammlungen wurden in den letzten Jahrhunderten angelegt, um aufgrund einer möglichst breiten Materialbasis anatomische Studien zu ethnischen Unterschieden vornehmen zu können. Auch heute noch bieten große Schädelkollektionen wie die Berliner Sammlungen ein großes Potential für naturwissenschaftliche Fragestellungen. Anthropologische und archäometrische Untersuchungen geben Einblicke in die Lebensumstände früherer Populationen, DNA-Analysen Auskunft über verwandtschaftliche Beziehungen, und epidemiologische Studien können einzelne Krankheiten in überregionaler und zeitlicher Tiefe beleuchten.

2012-11-26

Anita von Poser (Museum für Asiatische Kunst der Staatlichen Museen zu Berlin)

orstellungen vom Alter(n) Zur Lebenssituation älterer Menschen in Papua-Neuguinea.

Thema des Vortrags sind Vorstellungen vom Alter(n) bei den im Nordosten von Papua-Neuguinea beheimateten Bosmun. Im Zentrum steht die Frage, inwieweit sich lokale Konzepte gegenwärtig durch Einflüsse von außen ändern und welche Probleme sich daraus für das Verhältnis zwischen den Generationen ergeben. In den letzten 50 Jahren gab es einen immensen Bevölkerungsanstieg, so dass ein altersmäßiges Übergewicht an jüngeren Menschen entstanden ist. Zudem vollzieht sich heute der Transfer von Wissen zunehmend in umgekehrter Reihenfolge. Waren es einst die älteren Angehörigen der Gesellschaft, die für die Erziehung der jüngeren verantwortlich waren, so sind es heute vermehrt die Jüngeren. Denn sie vermitteln ‚modernes’ Wissen, dass von außen an sie und nicht an ‚die Alten’ herangetragen wird. Politische Strukturen, die der Nationalstaat Papua-Neuguinea auf dörflicher Ebene zu implementieren versucht sowie ein westlich-basiertes Schul- und Medizinsystem scheinen Gründe dafür zu sein, weshalb der soziale Status der Älteren kontinuierlich abnimmt und sich Konstruktionen des Selbst verändern.

2012-10-22

Eric Anton Heuser (Freie Universität Berlin)

Haben Javaner Freunde?

In der Freundschaftsforschung dominieren bisher vorrangig auf Europa und den nordamerikanischen Raum bezogene Arbeiten. Nicht-westliche Freundschaftsformen hingegen wurden marginalisiert, wobei die Ethnologie mit ihrem Fokus auf Kinship und Verwandtschaft einen nicht unerheblichen Anteil hieran hat. Der Vortrag rückt javanische Vorstellungen und Freundschaftsformen in den Mittelpunkt: Wie praktizieren, wie (er)leben Menschen auf Java Freundschaften? Welche Position hat Freundschaft im lokalen Kosmos anderer sozialer Beziehungen? Ist sie im Alltagsleben relevant? Der Vortrag geht diesen Fragen nach und führt in die hiermit verbundenen javanischen Vorstellungen von Moral und Sozialität ein. Ethnographische Fallbeispiele illustrieren hierbei den sozialkulturellen Wandel, der sich in der javanischen Gesellschaft ablesen lässt.

2012-09-24

Hannah Lesshafft (The University of Edinburgh)

Soziale Exklusion als Krankheitsfolge. Stigma und Alltag in einer ehemaligen Leprakolonie in Nordost-Brasilien.

Lepra - oder „Aussatz” - ist eine Krankheit, die geradezu sinnbildlich für soziale Ausgrenzung steht. In dem Vortrag wird die Lebensrealität der Bewohnerschaft einer ehemaligen Leprakolonie in Brasilien vorgestellt. Anhand qualitativer und quantitativer Daten wird gezeigt, dass Stigmatisierung und Exklusion trotz erfolgreicher Antibiotikatherapie noch immer präsent sind.

2012-07-09

Katrin Koel-Abt (Charité Berlin) Niels Seethaler (Berliner Gesellschaft für Anthropologie, Ethnologie und Urgeschichte)

Das Charité Human Remains Projekt - interdisziplinäre Forschungen und Restitution menschlicher Überreste.

Thema ist das Human Remains Project der Charité und der Wandel von Fragestellungen in Ethnologie und Anthropologie. Gleichzeitig wird anhand von Fallbeispielen ein Einblick in die Methoden der Paläopathologie gegeben und die Möglichkeiten einer Zusammenarbeit naturwissenschaftlicher und geistes-wissenschaftlicher Disziplinen im Zusammenhang mit Provenienzforschungen an Human Remains umrissen.

2012-06-18

Marco Goldhausen (Minden)

Zwischen Valdivia und Chinchorro.Ursprung und Entwicklung der ältesten Zivilisation der Neuen Welt.

An der nordzentralen Küste von Peru blühte im 3. Jahrtausend. v. Chr. Amerikas erste Hochkultur. In Polvareda nördlich von Lima ist es gelungen, erstmalig reiche Kinderbestattungen aus der Anfangszeit dieser Epoche auszugraben. Dabei ließ die Beigabe von exotischem Muschelschmuck aus Ekuador und Chile die besondere Rolle erkennen, die offenbar die Ferntauschbeziehungen entlang der Pazifikküste zur Valdivia- und zur Chinchorro-Kultur bei der Herausbildung der ersten amerikanischen Zivilisation spielten.

2012-05-21

Svend Hansen (Deutsches Archäologisches Institut/ Römisch-Germanische Kommission)

Pietrele. Eine kupferzeitliche Siedlung des 5. Jahrtausends v. Chr. an der Unteren Donau.

Der Siedlungshügel Măgura Gorgana bei Pietrele in der südrumänischen Walachei war in der zweiten Hälfte des 5. Jahrtausends v. Chr. eine imposante Erscheinung. Er lag weithin sichtbar über der ausgedehnten, bis zu 8 km breiten Donauaue. Auf dem neun Meter hohen Hügel standen mehrere Reihen großer, teilweise zweigeschossiger Häuser. Die seit 2004 stattfindenden Ausgrabungen haben  zeigen können, dass um den Siedlungshügel zahlreiche weitere Häuser existierten und die Siedlung damit wesentlich größer war als man bisher annahm. Die Existenz von großen Zentralsiedlungen scheint ein Element der sozialen Ungleichheiten zu sein, die um die Mitte des 5. Jahrtausends v. Chr. auch in Friedhöfen mit unterschiedlich reich ausgestatteten Gräbern in Südosteuropa sichtbar werden.

2012-04-16

Carsten Niemitz (Freie Universität Berlin)

Aktuelle Ergebnisse der humanbiologischen Forschung: Evolution und Sensorik.

Über die Ergebnisse zweier Untersuchungen der Arbeitsgruppe Humanbiologie soll hier berichtet werden: Studie 1:Wie gut können Männer und Frauen das eigene und das andere Geschlecht an einer Person erkennen?
Studie 2: Stimmt es wirklich, dass lange Beine als schön beziehungsweise als attraktiv wahrgenommen werden?

2012-03-12

Joachim Görlich (Max Planck Institute for Social Anthropology, Halle(Saale))

Wa(h)re Kultur – das „Kalam-Kulturfestival“ im Hochland von Papua-Neuguinea.

Die heute von den Kalam im nördlichen Hochland von Papua-Neuguinea durchgeführten Initiationsrituale ähneln in vielen Hinsichten noch denjenigen vor etwa einem halben Jahrhundert, als die Kalam durch die Kolonialadministration kontaktiert wurden. Eine der Lokalgruppen hat seit 2005 damit begonnen dieses Ritual innerhalb eines radikal veränderten sozialen Kontextes als Kulturfestival zu praktizieren. Sie führt es bei einem von ihr gegründeten Gästehauses und Kulturmuseum durch und wirbt mithilfe eines Touristikunternehmens weltweit für den Besuch.

2012-02-06

Mitgliederversammlung

Tagsordnung:
Rechenschaftsbericht des Vorsitzenden
Kassenbericht für das Jahr 2011
Bericht der Rechnungsprüfer
Aussprache zu den Berichten
Entlastung des Vorstands und der Schatzmeisterin
Planung einer Exkursion
Verschiedenes

Anschließend finden in einer öffentlichen Sitzung ab 18 Uhr die Kurzvorträge der Preisträger des Rudolf-Virchow-Förderpreises statt:

Alisa Scheibner (Freie Universität Berlin)
Der Hund in der vorrömischen Eisenzeit Mitteleuropas.

Judith Schühle (Freie Universität Berlin)
Medizinmorde an Menschen mit Albinismus in Tansania.

Lisa Seifert (Ludwig-Maximilians-Universität München)
Molekulargenetische Applikationen in der Paläoepidemiologie am Beispiel Tuberkulose.

Ort: Vortragssaal des Museums für Vor- und Frühgeschichte
Schloss Charlottenburg-Langhansbau

2012-01-16

Michael Dickhardt (Georg-August-Universität Göttingen)

Die mit den Geistern tanzen. Maskentänze, Identität und Moral unter den Qaqet-Baining (Gazellehalbinsel, Neubritannien, Papua-Neuguinea) .

2011-12-05

Rebecca Renneberg (Christian-Albrechts-Universität zu Kiel)

Das Who is who in Diepensee – Familienrekonstruktion einer spätmittelalterlichen Dorfbevölkerung anhand von DNA-Untersuchungen.

2011-11-28

Michael Blume (Staatsministerium Baden-Württemberg, Filderstadt)

Götter als Heimat? Wie sich Migrations- und Integrationsprozesse auf Religionen auswirken.

2011-10-10

Carola Metzner-Nebelsick (Ludwig-Maximilians-Universität München)

Ein spätbronzezeitlicher Kultbau in Lapus, Nordwestrumänien, und sein kultureller Kontext.

2011-09-26

Thomas Terberger (Universität Greifswald)

Gewaltsamer Tod vor 3200 Jahren – ein mutmaßliches Schlachtfeld der Bronzezeit im Tollensetal, Mecklenburg-Vorpommern.

2011-08-08

Claudia Melisch (Landesdenkmalamt Berlin)

Die Wiedergewinnung des mittelalterlichen Cölln am Petriplatz. Moderne Dokumentationsverfahren in der archäologischen Praxis.

2011-06-06

Felix Biermann (Georg-August-Universität Göttingen)

Altpreußische Gräber unter Wanderdünen - der mittelalterliche Friedhof von Stangenwalde auf der Kurischen Nehrung.

2011-05-16

Bettina Jungklaus (Brandenburgisches Landesamt für Denkmalpflege und Archäologisches Landesmuseum)

Neues aus der paläopathologischen Forschung: Krankheiten der Kinder im Mittelalter und der frühen Neuzeit in Brandenburg.

2011-04-11

Alexis von Poser (Ethnologisches Museum und Museum für Asiatische Kunst)

Der Kalender der Kayan (Papua-Neuguinea) und sein Einfluss auf Sozialordnung und Religion.

2011-03-20

Horst Schulz (Rostock)

Geoarchäologie an den Küsten von Andalusien.

2011-02-07

Mitgliederversammlung

Tagesordnung:
1. Bericht des Vorsitzenden bzw. seines Stellvertreters zum Geschäftsjahr 2010
2. Kassenbericht für das Jahr 2010
3. Bericht der Rechnungsprüfer
4. Aussprache zu den Berichten und Entlastung des Vorstands und der Schatzmeisterin
5. Wahl des neuen Vorsitzenden und des Vorstands
7. Planung Exkursion
8. Verschiedenes


Der Rudolf-Virchow-Förderpreis ist im Jahr 2010 nicht vergeben worden. Deshalb werden im Anschluss an die Mitgliederversammlung ab 18 Uhr einige Kurzvorträge stattfinden

Melanie Timmermann, Berlin
Heilsames Leben im mittelalterlichen Kloster – Eine anthropologische Untersuchung der Bevölkerung des Zisterzienserklosters von Ihlow (Ostfriedland)

Juliane Reiche, Berlin
Kranke im Hospital – Anthropologische Untersuchungen an den Insassen des mittelalterlichen Heilig-Geist-Hospitals von Templin (Uckermark)

Giselly de Albuquerque Leinenbach, Berlin
Rückenleiden des mittelalterlichen Menschen – Paläopathologische Analysen an Bewohnern der Stadt Bernau und des Ortes Tasdorf (Barnim und Märkisch-Oderland)

Ort: Vortragssaal des Museums für Vor- und Frühgeschichte
Schloss Charlottenburg, Langhansbau

2011-01-17

Michael Blume (Staatsministerium Baden-Württemberg, Filderstadt)

Zur Rolle der Frau in der Frühgeschichte der Religionen.

2010-12-13

Franz Schopper (Brandenburgisches Landesamt für Denkmalpflege und Archäologisches Landesmuseum)

Alles was anfällt. Archäologische Arbeit in Brandenburg zwischen Notgrabung, Forschung und Ausstellung.

2010-11-01

Birgit Röttger-Rössler (Freie Universität Berlin)

Ritual und Affekt. Emotionstheoretische Überlegungen .

2010-10-25

Roland Platz (Stiftung Preussischer Kulturbesitz)

Zwischen Widerstand und Assimilierung. Ethnische Minderheiten in Thailand und Myanmar.

2010-07-05

Bernhard Hänsel (Freie Universität Berlin)

Neue Erkenntnisse zur Bronzezeit in Istrien aufgrund der Ausgrabungen in Monkodonja bei Rovinj.

2010-06-28

Frank Reiter

Sammelreisen in Melanesien: Ein Erfahrungsbericht.

2010-05-10

Immo Heske (Georg-August-Universität Göttingen)

Ein bronzezeitlicher Herrschaftssitz mit Außensiedlung: Die Hünenburg bei Watenstedtin Niedersachsen und ihr Umfeld.

2010-04-26

Michaela Oberhofer (Ethnologisches Museum der Staatlichen Museen zu Berlin)

Das Königreich Bamum. Die Wiederentdeckung und Reinterpretation einer verloren geglaubten Afrika-Sammlung des Ethnologischen Museums Berlin.

2010-02-08

Mitgliederversammlung

Tagsordnung:

Rechenschaftsbericht des Vorsitzenden
Kassenbericht für das Jahr 2009
Bericht der Rechnungsprüfer
Aussprache zu den Berichten
Entlastung des Vorstands und der Schatzmeisterin
Planung einer Exkursion
Buchpatenschaft
Ankündigung des Forums 2010
Verschiedenes

2010-01-18

Gunter Senft (Nijmegen)

Argonauten mit Außenbordmotoren – Feldforschung auf den Trobriand-Inseln (Papua-Neuguinea) seit 1982.

2009-12-07

Michael Meyer (Freie Universität Berlin)

Roms vergessener Feldzug. Das römisch-germanische Schlachtfeld am Harzhorn, Ldkr. Northeim

2009-11-09

W. Schier (Freie Universität Berlin)

Ergebnisse der Ausgrabungen in der spät-neolithisch-frühkupferzeitlichen Tellsiedlung von Uivar, Rumänien

2009-10-26

Joachim Wahl (Landesamt für Denkmalpflege Stuttgart, Arbeitsstelle Konstanz)

8000 Jahre Mord und Totschlag – Spuren tätlicher Auseinandersetzungen an prähistorischen Skelettresten Südwestdeutschlands

2009-07-06

Thomas Terberger (Universität Greifswald)

Angelhaken, Hecht und Reuse - Fischerei in der Steinzeit Norddeutschlands

2009-06-08

Jane Redlin, (Ethnologisches Museum der Staatlichen Museen zu Berlin)

Nationale Totenehrung und säkulare Bestattung in der DDR

2009-05-25

Michael Schulz, Göttingen

Bronzezeitliche Skelette aus Gräbern von Liushui, Xinjiang, China

2009-04-20

Almut Mey, Berlin

Kult und Religion der Indianer im Südwesten der USA. Zwischen Harmoniestreben und "American Way of Life"

2009-03-16

Matthias Wemhoff, Berlin

Zurück auf der Museumsinsel - Konzepte der Neugestaltung des Museums für Vor- und Frühgeschichte im Neuen Museum

2009-02-09

Mitgliederversammlung

Öffentliche Verleihung des Rudolf-Virchow-Förderpreises

2009-01-26

Brigitta Hauser-Schäublin, Göttingen

Zwischen kulturellem Erbe und Kunstmarkt. Globalisierte Transformation von kulturellen Erzeugnissen

2008-12-08

Lars-Christian Koch, Berlin

Musikinstrumente, ihr soziales Leben und die Anthropologie der Dinge

2008-11-17

Andrea Zeeb-Lanz, Speyer

Zerhackte Leichen - rätselhafte Gruben. Die außergewöhnliche bandkeramische Siedlung von Herxheim in der Südpfalz

2008-10-20

Andreas Winkelmann, Berlin

Leichen als Lehrer. Die Ethik der Anatomie in Thailand und Berlin

2008-07-07

Blandine Wittkopp, Berlin

Kloster und Friedhof der Dominikaner zu Strausberg. Die Ausgrabungen in den Jahren 2005 bis 2007

2008-06-16

Michael Blume, Heidelberg

Evolutionsgeschichte der Religion

2008-05-26

Christian F. Feest, Wien

Pocahontas Erben: Zur Geschichte und Kultur der Virginia Algonquins

2008-04-07

Bettina Jungklaus und Anja Grothe, Berlin und Wünsdorf

Ein Massengrab aus dem Dreißigjährigen Krieg bei Wittstock - Archäologische und anthropologische Aspekte

2008-03-03

Jean-Jacques Hublin, Leipzig

Neandertals: Where are we now

2008-02-11

Mitgliederversammlung

Öffentliche Verleihung der Rudolf-Virchow-Förderpreise

2008-01-14

Martin Bartelheim, Belfast

Kaleburnu/Galinopoli - ein neues spätbronzezeitliches Siedlungszentrum auf Zypern

2007-12-10

Frank Falkenstein, Würzburg

Moderne Forschungen in einer bronzezeitlichen Großsiedlung bei Vrable in der Slowakei

2007-11-12

Albin Debevec/ Biba Teržan, Ljubljana

Das Höhlensystem von Skočjan im slowenischen Karst - Natur und Archäologie

2007-10-06

Forum - ganztags

Materielle Kultur und Kunst - Neue Ansätze einer ethnologischen Betrachtung

2007-09-17

Berit Fuhrmann, Berlin

"Das heilende Zeichen". Zur rituellen Konstruktion von Identität und Gesundheit bei den Karow in Nordostindien

2007-07-09

Felix Biermann, Greifswald

Archäologische Forschungen zu mittelalterlichen Dorfwüstungen in der Mark Brandenburg

2007-06-18

Jens Lüning, Köln

Kultbauten der ersten Ackerbauern in Mitteleuropa

2007-05-14

Melanie Krebs, Berlin

Habitat in Zentralasien. Wohnkultur städtischer und ländlicher Bevölkerung

2007-04-16

Holger Jebens, Frankfurt

Ethnographisches Sammeln und kulturelle Selbstbehauptung im Südpazifik

2007-03-13

Reinder Neef, Deutsches Archäologisches Institut Berlin

Die ersten Kulturpflanzen der Welt

Gemeinsame Veranstaltung mit der "Gesellschaft Naturforschender Freunde"
Hörsaal des Instituts für Biologie/Zoologie der FU
Königin-Luise-Str. 1-3, 14195 Berlin

2007-02-05

Mitgliederversammlung

Verleihung der Rudolf-Virchow-Förderpreise

2007-01-15

Katja Göbel, Berlin

Tatauierung auf Samoa

2006-12-11

Hartmut Rothgänger, Berlin

Aggressivität und Sozialverhalten bei Primaten

2006-11-13

Manfred Moosauer, München

Bernstorf - Kultplatz, Wirtschafts- und Handelszentrum der europäischen Bronzezeit in Bayern

2006-10-23

Friederike Voigt, Berlin

Falkenreiter und Liebespaar. Das Bild im iranischen Wanddekor der Qadscharenzeit (1796-1925)

2006-09-18

Wilfried Menghin, Berlin

Langobarden und Bajuwaren aus historischer und archäologischer Sicht

2006-06-12

Wolfram Schier, Berlin

Kalender, Kult, Kosmos. Die mittelneolithische Kreisanlage von Ippesheim, Mittelfranken

2006-05-20

Forum - Ganztags

Brennpunkte und Perspektiven der modernen Anthropologie

2006-04-24

Jasper von Richthofen, Görlitz

Besunzane – Milzener – Sorben: Die slawische Oberlausitz um 1000 zwischen Deutschen, Polen und Tschechen

2006-03-20

Stefan Augustin, Herrenhut

Kalmyken – ethnographische Sammlungen Herrnhuter Missionare von der unteren Wolga

2006-02-27

Ulrich Creutz, Berlin

100 Jahre Rudolf-Virchow-Sammlung – Wirklichkeit und Perspektive

2006-02-13

Mitgliederversammlung

19 Uhr: Verleihung der Rudolf-Virchow-Förderpreise

2006-01-16

Carsten Niemitz, Berlin

Prähistorische Fundplätze in der Dordogne und den Pyrenäen